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Altbekannt: Provozieren "Killerspiele" Gewalt?

Altbekannt: Provozieren "Killerspiele" Gewalt?

Beitragvon Gedankenfabrik » So Aug 08, 2010 19:10

Jetzt mal zu einem Thema, das häufig debattiert wurde, aber hier noch nicht aufzufinden war (hoffe ich jetzt jedenfalls)...

Der 20. November 2006 ist ein ganz normaler Tag: Die Züge, Busse, Straßen- und U-Bahnen sind brechend voll. Millionen Menschen werden wie jeden Montagmorgen zur Arbeit gekarrt oder zur Vorbereitung auf diese. Die Augen noch verschleiert vor Müdigkeit, die Gesichter stumpf und gleichgültig, die Köpfe eingezogen, den Mantelkragen hochgeklappt folgen sie dem alltäglichen Trott – bis dieses normale Alltagsbild plötzlich brutal zerrissen wird und man sich auf dem knallharten Boden der Wirklichkeit wiederfindet: Sebastian B., 18 Jahre, besucht seine ehemalige Schule. Wie gewöhnlich trägt er einen langen schwarzen Mantel, doch sein Gesicht ist von einer Gasmaske bedeckt. In seinem Rucksack befindet sich ein Molotowcocktail. Außerdem hat er noch ein Messer, zwei Gewehre und drei Rohrbomben. Alle lachen über den „Man in black“, so wurde er öfter verspottet, – bis Sebastian B. plötzlich das Feuer eröffnet. 37 Personen werden verletzt, darunter eine schwangere Lehrerin, der Hausmeister und sieben Schüler. Danach erschießt sich Sebastian B.

Der Abschiedsbrief wurde veröffentlicht (sollte im Internet zu finden sein) und gleich darauf ging die altbekannte Debatte los: Die Killerspiele sind Schuld. Sie haben ihm zu dem gemacht, was er letztendlich war.

Warum gesteht sich niemand seine Fehler ein? Warum suchen sie einen "Schuldigen", schieben das Problem quasi ab und ändern einfach nichts an der Situation? Denkt ihr, dies ist eine Lösung? Meint ihr, gewaltverherrlichende Computerspiele sind Schuld an der Misere, oder ist ihnen eine Teilschuld einzugestehen?

Würde mich mal interessieren, wie ihr so darüber denkt ;)
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Re: Altbekannt: Provozieren "Killerspiele" Gewalt?

Beitragvon BiberM » Sa Okt 02, 2010 12:48

Moin,

muss mich auch bekennen, solche "Killerspiele" (wie ich dieses Wort hasse ....) zu spielen. Aber so etwas würde mi im Traum nicht einfallen.

Ich bin immernoch der Meinung, dass sie eine "unterstützende" Wirkung haben können auf eine Person, die eh schon die Veranlagungen dazu hat und mit solchen Gedanken spielt. AAber so etwas aus dem Nichts zu erzeugen, sind diese Spiele meiner Meinung nach nicht in der Lage. Ich denke man kann das auch gut mit anderen DIngen vergleichen: Ein Mann, der schon Fantasien von Vergewaltigungen etc. hat und sich regelmäßige derartige Filme anschaut, bei dem ist das Risiko einer echten Tat möglicherweise höher als bei einem, der die Filme nicht schaut.

Man sollte einfach wissen, was man tut. So etwas generell zu verbieten bringt meiner Meinung nach nichts. Es gibt Spiele, die sind tatsächlich zu brutal in meinen Augen, aber meistens sind diese Spiele dann auch indiziert, d.h. dürfen nicht offen in Läden ausstehen etc. Es gibt sogar eine noch härtere Stufe, nämlich dass sogar der Besitz strafbar ist. Diese Spiele erscheinen dann aber oft garnicht auf dem deutschen Markt.
Was ich allerdings zu kommenden Ego-Shootern (Medal of Honor und Call of Duty) gelesen habe, stößt selbst mir sauer auf, weil zumindest der Einzelspieler-Teil in meinen Augen zu brutal ist (und die deutsche Version ist schon geschnitten ...). Warum zum Geier muss in jedem Nachfolger in Sachen Brutalität noch eins drauf gesetzt werden? Ich mein, ein bisschen Realismus gehört bei diesem Genre dazu, aber langsam wirds selbst mir zuviel.

Wenn man aber die typischen Beispiele anschaut, die in diesen Fällen dann hervorgezogen werden (wer kennt es nicht mind. aus der Zeitung: Counter Strike), dann stellen sich mir bei den Reportagen die Nackenhaare auf. Wenn ich mich recht entsinne, gibt es bei CS kein Blut zu sehen. Der Gegner fällt um und liegt auf dem Boden, Punkt. Es gibt auch sonst keine Gewaltdarstellungen. Und erst recht keine Passanten, die man erschiessen könnte (weiß nicht mehr, welches Schmierblatt das damals geschrieben hat). Es gibt nur (in einem Spielmodus) Geiseln, die es entweder zu verteidigen, oder zu befreien gilt. Trifft man eine Geisel mit einer Waffe (muss noch nichtmal töten sein), so hat das einen spielerischen negativen Effekt, egal auf welcher Seite man spielt.

Also: Killerspiel-Debatte meinetwegen, dann aber bitte mit den richtigen Killerspielen, nämlich größtenteils denen, die in Deutschland garnicht erst erscheinen.

Genug gelabert ;)
Gruß,
BiberM
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Re: Altbekannt: Provozieren "Killerspiele" Gewalt?

Beitragvon sound_insanity » Sa Dez 04, 2010 02:35

Altbekannt, und eigentlich schon lange klare Sache, deswegen eher kurz dazu:
Spiele jeglicher Art sorgen ebensowenig für Gewalttaten wie Death Metal oder die Mitgliedschaft in einem Sportschützenverein...
Mal abgesehen von der Tatsache dass Shooter in der Regel so realistisch sind, dass man merken sollte, wie es wäre ohne jegliche Kampfpanzerung in eine Schießerei zu geraten, ist gerade bei Multiplayer-Spielen das Niveau so hoch, dass alle Nicht-Profis nach spätestens drei vier Frags (ausgeschalteten Gegnern) umliegen.
Von daher schreckt das allein schon ab, und wie BiberM erwähnte, sind andere Dinge die Ursache.
Ich brauch mir nur fleißig jeden Sonntag den Tatort angucken, da lern ich jede Menge übers Menschen töten, genauso wie bei den Privaten (zumindest wars vor ein paar Jahren so, hab ewig keinen Fernseher mehr).
Im Falle von Sebastian B. wie auch bei vielen anderen ist der Hauptgrund das Mobbing, bei dem alle mitmachen, um ja nicht der nächste Buhmann zu sein, die ohnehin schon überforderten Lehrer sehen das sowieso nicht, und bevor so jemand die Klappe aufmacht, frisst ers lieber in sich hinein, ich spreche da aus eigener Erfahrung.
Ich hab auch zurückgeschlagen, allerdings gleich vor Ort: sobald mir jemand blöde kam oder mich rumschubsen wollte, gabs eins drüber. klar steckt man dabei auch mal selber eins ein, aber nach ner Weile haben sies kapiert.
Nur sind die meisten Opfer wirklich "Opfer", sie benehmen sich wie welche, gehen geduckt, reagieren schüchtern, ängstlich, lassen sich drangsalieren...
Es ist in einem solchen Fall die verdammte Pflicht von allen, die etwas mitbekommen, dagegen etwas zu tun, und verdammt noch mal die Eier in der Hose zu haben, um Mut zu beweisen und sich für das Opfer einzusetzen!
Aber an Zivilcourage mangelt es in diesem Land eh schon, wenn die Kinder da natürlich reingeboren werden wirds immer schlimmer.
Irgendwelche Killerspiele sind in diesem Zusammenhang so nützlich wie ein Fliegengitter auf eine Wiese zu stellen und zu hoffen, die Insekten sind zu blöd vorbeizufliegen.
Dann muß alles was irgendwie Gewaltdarstellung beinhaltet (Kinderserien wie Dragonball zum Beispiel) indiziert werden, womit wir wieder mal bei der Unterdrückung unserer Urinstinkte wären, aber das führt jetzt zu weit.
Das Einzige was zur Verhinderung solcher Fälle beiträgt ist die Solidarität der Menschen untereinander, die meisten von ihnen erfüllen die Kriterien für Herden-/Rudeltiere gar nicht mehr! Wenn hinterher immer Leute erzählen...er war so ein ruhiger Schüler, er ist nie aufgefallen...ich könnt ausrasten, weils genau das ist, Hauptsache wegschauen und hoffen dass sich ein anderer kümmert.
http://www.studentenpresse.com/apsp/index.php?page=news&show=02649
Das ist ein sehr aktueller und erschreckender Bericht, den ich für sehr bezeichenend für unsere "Gesellschaft" halte.
Da ich selbst diesen Stil praktiziere, kann ich jedem nur zum Aikido raten, Samurai-Kampfstil, der zwar effektive Techniken zur lehrt, aber wenn man die Philosophie wirklich verstanden hat, ist das gar nicht mehr nötig.
Unser Dojo veranstaltet regelmäßig AGs an Schulen, und man sieht den Forschritt bei den Kindern, die sich eben nicht mehr im Alter von 10 Jahren mit gängigen Kraftausdrücken bewerfen, sondern sich mit Respekt begegnen, weil der "Kontrahent" einem im Zweifelsfall mindestens den Arm bricht - kein Scherz, das würde sogar ein solches Kind bei nem Erwachsenen hinbekommen!
Mit der Zeit lernt man dann, das durch das Training erworbene Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten nach außen zu tragen, und kriegt so wesentlich weniger Probleme.
Was BiberM und seine Meinung zum Thema "Härtegrad" in Shootern angeht - ich hab da ne eher kontroverse Meinung zu:
Egal wie gut alles indiziert wird, wo ein Wille da ein Weg, sieht man immer wieder, und die Originalfassung aus den USA ist heute schnell mal übern torrent gezogen. Ich denke jedoch, dass diese harte Fassung durchaus ihren Sinn hat - Abschreckung und gleichzeitig Sensibilisierung.
Auch wenns nur ein Spiel ist, im Krieg läuft nicht alles sauber, es spritzen Blut und Gedärme durch die Gegend, Menschen schreien bestialisch, und was mit den Kriegsgefangenen und Frauen angestellt wird...
Deswegen hats mich auch immer gewundert, wie kleine Kinder mit 14 Jahren sowas wie Call Of Duty spielen können, aber als ich dann selbst diese total entschärfte Version (im Original) vom Krieg sah, wurde mir einiges klar.
Deswegen würd ich sagen, lasst die Entwickler machen, nicht mehr lange und die Menschen kotzen ihre Tastatur voll, weil sie das erste Mal sehen wie jemandem der halbe Schädel von einem 50er Schrapnell zerfetzt wird...
Mal sehn obs dann noch jemand kauft ;)
Das klingt jetzt ein wenig als wär ich stolz darauf, wie hart ich doch bin, aber um was es mir eigentlich geht ist das diese Härteentwicklung zu einem Schluss führen wird - Krieg ist kein Spiel, und wenn er dargestellt wie er wirklich ist, dann wird ihn auch keiner spielen wollen.
Wer sowas dann noch spaßig findet, der hat eindeutig nen Knacks weg und könnte genau so gut die Hauptrolle in Hostel 3 spielen, aber nach wie vor sind die krankhaften Neigungen dazu schon vorher vorhanden und finden in den Spielen nur eine geschätzte Ausdrucksform.
Man kann nicht alles verbieten, was von irgendwem missbraucht wird, sonst haben wir bald George Orwells Vision umgesetzt (sind ja eh schon gut dabei -.-).

Mein Senf dazu
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Re: Altbekannt: Provozieren "Killerspiele" Gewalt?

Beitragvon Joza » Sa Dez 04, 2010 12:24

Deswegen würd ich sagen, lasst die Entwickler machen, nicht mehr lange und die Menschen kotzen ihre Tastatur voll, weil sie das erste Mal sehen wie jemandem der halbe Schädel von einem 50er Schrapnell zerfetzt wird...
Mal sehn obs dann noch jemand kauft ;)
Das klingt jetzt ein wenig als wär ich stolz darauf, wie hart ich doch bin, aber um was es mir eigentlich geht ist das diese Härteentwicklung zu einem Schluss führen wird - Krieg ist kein Spiel, und wenn er dargestellt wie er wirklich ist, dann wird ihn auch keiner spielen wollen.

Das halte ich aber für eine sehr gewagte These.
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Re: Altbekannt: Provozieren "Killerspiele" Gewalt?

Beitragvon Adora » Do Dez 16, 2010 09:24

wie immer jedem das seine. Wers blutig mag wirds trotzdem Kaufen!
Mittlerweile ist ja sogar bekannt das bei einem Test mit Soldaten auffiel das sie durch das Spielen der Shooter "verweichlicht" sind und danach eine Höhere Hämmung hatten auf menschliche Formen zu schießen.
Seltsame entwicklung dafür dass immer die Shooter daran schuld sein sollen wenn jemand Ammok läuft.
Dafür finde ich es umso auffälliger das es immer die "angenehmen" leisen Schüler etc. sind, welche im Unterricht nicht auffällig sind aber auch nicht umbedingt mitarbeiten und vom rest der Klasse auch noch gemobbt werden.
Woran liegt das also wohl?

Wir hatten damals eine Ähnliche Diskussion in der Schule und mein Lehrer hat mich dafür gehasst das ich pro Shooter war (und das als Mädel). Allerdings hat er nach 3 Tagen eingesehen das er zu eingefahren war in seiner Annahme Shooter machen Ammokläufer und seine Aussage korriegiert auf: Nicht jeder Shooter spieler läuft Ammok, aber jeder Ammokläufer spielt Shooter. (bekannte Ausnahmen wie DIe Amokkläuferin mit Schwert welche Final Fantasy gespielt hat, bestätigt wie immer die Regel -> Ich weiß makaber.)

Meiner Meinung nach sollte man mal einwenig was am Schulsystem ändern, zumindest soweit, dass wenn ein Lehrer Merkt hier wird ein Schüler gemobbt, dass er dann acuh was tut und nicht einfach nur zusieht so wie es momentan durchgehend zu laufen scheind.
Ich bin dein Gott, dein Racheengel ..
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