Meinungen zu mehr oder weniger wichtigen Themen sind hier gefragt - Waffen sind an der Eingangstür abzulegen!

Moderator: LI-Moderatorenteam

Bangr Nooma gegen eine afrikanische "Tadition"

Bangr Nooma gegen eine afrikanische "Tadition"

Beitragvon Kathrin » Mi Mär 05, 2008 08:38

Nach einer sehr guten Veranstaltung hier mal was zum diskutieren:


Ca. 4 Millionen Mädchen und Frauen sind nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) von Genitalverstümmlung betroffen. Diese "Tradition" wird bei Mädchen und Frauen ohne Betäubung praktiziert. Dabei werden die Klitoris teilweise oder vollständig sowie Teile der inneren Schamlippen entfernt. Das Ganze wird in den meisten Fällen mit hygienischen und ästhetischen, vor allem aber sozialen, moralischen und religiösen Begründungen durchgeführt. So herrscht der Irrglaube an, dass z.B. dass Kind stirbt, wenn es bei der Geburt die Klitoris berührt. Vor allem Männer fürchten, dass unbeschnittene Frauen sexuell unersättlich und treulos sind.
Dabei wird dieser Eingriff an immer jüngeren Mädchen vollzogen. Oft versteben die Mädchen an Blutverlust oder anderen Infektionen. Viele leiden aber ein Leben lang unter massiven Gesundheitsschäden infolge Wucherungen des Narbengewebes bis hin zu psychischen Langzeitfolgen aufgrund eines Traumas. (Man sagt den Mädchen, dass wenn sie weinen, ihre Mutter stirbt, und wenn sie schreien, der Vater...)
In Burkina Fasa ist diese "Tradition" bereits verboten, doch fehlt es an finanziellen Mitteln für landesweite Kampagnen zur Aufklärung und Sensibilisierung der Bevölkerung. Vor allem in den ländlichen Gebieten ist es daher immernoch eine schreckliche "Tradition".

Bangr- Nooma tritt für den Kampf gegen die Genitalverstümmlung ein. ( www.liptinfor.bf)

Zudem gibt es einen sehr guten Dokumentarfilm: "Maïmouna – la vie devant moi" . Wenn ihr die Möglichkeit habt, schaut ihn euch an!
Benutzeravatar
Kathrin
 
Beiträge: 60
Registriert: 28.12.2007
Wohnort: Rostock

Beitragvon Aerlinn » Mi Mär 05, 2008 12:00

Das die mit Hygiene argumentieren hab ich ja noch nie gehört oder gelesen. Ich hatte mal eine Dokumentation darüber gesehen und mich infolge dessen eine Weile damit auseinander gesetzt. Das Wort Hygiene fiel da nie. Das findet man nur bei der Beschneidung von Männern (Vorhautverengung, Erreger können sich unter der Vorhaut ansammeln etc.). Das nur mal an dieser Stelle.

Ich finde es schrecklich, was die Mädchen und jungen Frauen da durchmachen müssen. Aber leider kannst man den Menschen ihre Traditionen nur schwer ausreden, geschweigedenn verbieten.
"Sexuell unersättlich" - tolle Argumentation. Klar, dass die keine Lust mehr auf Sex haben, wenn ihnen das Lustzentrum komplett entfernt wurde.
Noch viel grausamer ist es, wenn diese Tradition damit gekoppelt wird, dass den Mädchen die Scheide bis auf eine kleine Öffnung, die sie ja zu urinieren und menstruieren brauchen, zugenäht wird. Wenn die Mädchen verheiratet werden muss der Mann dadurch seine Kraft beweisen, dass er diese Vernähung (heisst das so?) mit seinem Penis auf- und durchbricht.
Das ganze kann auch noch darin gipfeln, dass den Frauen die Scheide nach der Geburt eines Kindes wieder zugenäht wird.
Also müssen die Frauen oft noch wesentlich mehr leiden als "nur" durch die Beschneidung.

In Afrika gibt es bei irgendeinem Stamm sogar den Brauch, dass den heranwachsenden Mädchen die Brüste flachgebunden werden, damit sie für Männer nicht mehr so attraktiv sind und vor §der Schmach eines unehelichen Kindes bewahrt werden". Meistens wird das von weiblichen Verwandten durchgezogen.

Ich finde es schon richtig, dass in dieser Hinsicht Aufklärung betrieben wird. Dennoch: es ist und bleibt eine Tradition, die schon ziemlich lange besteht. Und Tradition bzw. Brauchtum ist ein sehr schwieriges Thema. Die Bevölkerung dort versteht vielleicht gar nicht, was an diesem Brauch so schlimm ist (unsere Bräuche mögen denen vielleicht auch hier und da widersinnig und falsch erscheinen). Wenn daran Schrittweise gearbeitet wird ist das in Ordnung, aber man kann sich nicht hinstellen "Ab heut geht das nicht mehr!", wozu ja schon oft mal geneigt wurde.
Das heisst, es wird einiges an Arbeit brauchen um den Menschen dort zu zeigen, dass sie den Mädchen und Frauen auf diese Art keinen Gefallen tun.

Ähm, also Fazit: Sehr schlimme Sache, aber da es Tradition ist, schwer zu beseitigen.
()'''''()
( °o° )
(,)ö(,)
(’’) (’’) Das ist Bärchen.
Kopiere Bärchen in deine Signatur und hilf ihm, den blöden Hasen zu verprügeln.
Benutzeravatar
Aerlinn
 
Beiträge: 513
Registriert: 18.08.2006
Wohnort: Franken

Beitragvon Kathrin » Mi Mär 05, 2008 14:41

Aerlinn hat geschrieben:Das die mit Hygiene argumentieren hab ich ja noch nie gehört oder gelesen. Ich hatte mal eine Dokumentation darüber gesehen und mich infolge dessen eine Weile damit auseinander gesetzt. Das Wort Hygiene fiel da nie.


Ist aber eines der Argumente, die tatsächlich fallen!(Klar, der Argumentationsfaden ändert sich auch da...)
Vielleicht meinst du ja tatsächlich auch die Dokumentation, die ich meine. "Maïmouna – la vie devant moi" ist ein Film über eine junge Frau, die genau SO aufgewachsen ist, der genau DAS passiert ist. Sie leistet in den Gebieten Aufklärungsarbeit, die erste Fortschritte erzielen konnte. (der Film läuft demnächst im ZDFdoku Kanal und ist echt zu empfehlen!!!) Ich hatte das Glück die Hauptdarstellerin hier in Deutschland bei einer Aufklärungsreihe zu treffen. Verbunden mit dem Film eine großartige Sache. Dabei war auch die Gründerin der Organisation.
Benutzeravatar
Kathrin
 
Beiträge: 60
Registriert: 28.12.2007
Wohnort: Rostock

Zurück zu DISKUSSIONS-FORUM

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 7 Gäste