Queeny hat geschrieben:Seh ich genau so. Ich habe es jetzt erst in Thailand wieder gesehen und werde es an meiner familie wieder sehen. In allen anderen Ländern muss sich Krankenversicherung und solche Sachen hart erarbeitet werden. In Thailand (Levi wird das bestätigen können) kucken die einem an wie die Autos wenn man denen erklärt, dass bei uns die "armen Leute" Geld vom Staat beziehen und sogar die Miete bezahlt bekommen.
Ich kann dir's gleich noch ganz hart bei bringen:
Nicht nur dass so ein Sozialsystem im Grunde nicht wirklich existiert, es ist sogar noch in "ganz arm bis ganz reich" unterteilt.
Ganz arm bedeutet soviel wie, bestimmte Grunduntersuchungen sind kostenlos.
Allerdings ist das so, dass jeder Thai selbst sein Krankenzimmer, Medikamente sowie Behandlungen bzw. OPs SELBST bezahlen MUSS. Es gibt so etwas wie Krankenversicherungen, ABER die machen vorher eine Gesundheitsprüfung und Stufen dich in eine Risikogruppe ein, welche auch abhängig vom Alter ist... Ab einem gewissen Alter bekommst du nicht mal mehr eine Versicherung. Ganz einfach aus dem Grund, dass du so beurteilt wirst als ob du ständig Leistungen brauchst; was für die Versicherung unrentabel ist. Weiterhin kommt's schonmal vor, dass du wegen der Risikoeinstufung wirklich meist mehr für die Versicherung bezahlst als wie wenn du es selbst zahlen würdest ohne Versicherung! Hinzu kommt auch dass die Versicherung nur einen TEIL der Kosten zahlt, du musst IMMER selbst noch einen Teil beitragen!
Zu den Krankenhäusern, es gibt sozusagen 1-5 Sterne Krankenhäuser; entsprechend ist auch der Preis pro Nacht und die Behandlung! Die ärmeren Menschen können sich nur Stufe 1 leisten, was soviel heißt wie: ein Termin -> Nummer ziehen -> Wartesaal; mein Vater erzählte er musste über 8h warten (!) für eine Voruntersuchung und musste paar Tage später wieder kommen für die richtige Behandlung.
Was die Armut in dem Land angeht, habe ich selbst mitbekommen da ich die zwei Wochen in einer ärmeren Gegend gewohnt habe; ein westlicher würde dazu schon Ghetto sagen [..]. Persönlich hatte ich kein Problem damit, die Leute waren recht angenehm und von der Umgebung her - mei ich bin selbst nicht grad aus der reichsten Familie und was ich vor fünf Jahren zwei Jahre lang durchgemacht habe, da war das wirklich noch Paradies im Vergleich zu damals!
Jedenfalls, für uns westliche sind die Preise ein Witz! Geschätze 40qm für nicht mal 90 Eur pro Monat (3500 Baht). Klar, Insekten in der Wohnung, teilweise keine Wände die hoch bis zur Decke gehen, keine richtige Küche etc. aber Hauptsache ein Dach überm Kopf. 90 Eur werdet ihr wohl denken "ein Witz", aber die Summe ist für die ärmeren Leute schon fast ein Vermögen.. Wenn mein Vater und seine Frau einen schlechten Monat haben bekommen sie die Summe auch nicht aufgebracht (nur mal so am Rande erwähnt).. Und dazu sei gesagt seine Frau steht morgens 4:30 Uhr auf und bereitet ihr Zeugs vor, 6:00 Uhr verlässt sie das Haus und steht dann bis Abends auf der Straße und verkauft, gegen 19-19:30 Uhr kommt sie wieder; wohlgemerkt 7 Tage die Woche!
Und das Essen dort ist zwar auch für uns billig (3-4 Personen bekommst du mit 2-3 Eur satt!), aber für die ist es wirklich viel!
Oder der Taxifahrer zum Beispiel, umgerechnet hat die Fahrt knapp Eur 1,75 gekostet; ich hab ihm umgerechnet Eur 2,- gegeben, der hat sich sowas von verbeugt und bedankt, das glaubt man nicht... Im Vergleich zu hier fahren die Taxifahrer nämlich stundenlang im Kreis und warten dass sie jemand anhält; jede Leerfahrt bedeutet Geldverlust!
Das jetzt nur mal so als Ausriß wie es dort in der "unteren Schicht" so zu geht!
Leute (vor allem hier) sollen aufhören soviel zu meckern, also von wegen der Staat tut nichts. Klar was momentan abgeht ist auch nicht das Wahre, aber wenn man mal über den Tellerrand schaut ist selbst das Schlechteste hier noch besser als das Schlechteste in anderen Ländern!
Ich selbst hab hier auch schon weit unter der Armutsgrenze gelebt, was mich von nem Obdachlosen unterschieden hat war dass ich wenigstens noch eine Wohnung hatte! Soviel zur allgemeinen Behauptung "Student und immer viel Geld".
Gut ich hatte sehr widrige Umstände gehabt, aber wenn du dann kein Bafög mehr bekommst und keine reichen Eltern hast oder sonst keinen Job geht's dir als Student auch schön dreckig. KEINE Sozialhilfe, KEIN Wohngeld, KEINE sonstigen Unterstützungen vom Staat; ständig bekommst du zu hören "Als Student bekommen sie Bafög wenn ihre Eltern nicht genug verdienen, darum bekommen sie keine anderen Unterstützungen"; so ähnlich war mindestens eine Aussage als ich nach welchen gefragt habe. Ich bin durchgekommen, aber wie .. tage- bzw. wochenlang ohne Essen, aber Hauptsache die Rechnungen und die Miete ist gezahlt; mit ner negativen Schufa kommst du heut zu Tage auch nirgendswo mehr hin!
Und ja, ein Auto hatte ich zu dieser Zeit, aber verkaufen: NEIN. Denn mittlerweile bekommst du ohne Auto auch schon gar kein Job mehr; vor allem wenn du in einer abgelegeneren Gegend wohnst; so wie meine Finanzen standen hätte ich nach dem Verkauf sogar mehr Verlust gemacht als wie wenn ich es behalten hätte...
Wo ich heute stehe, stehe ich auch nur weil ich durchgehalten habe bis zum Schluss - Hilfe vom Staat habe ich nie bezogen (es sei denn Kindergeld zählt dazu, aber selbst an das kam ich wegen diversen Umständen schlecht dran) und ich habe aus jeder Situation versucht das beste zu machen. Es war manchmal wirklich hart, aber ich hab niemals Großhatz gegen den Staat getrieben; letztlich ist nämlich jeder selbst irgendwie dafür verantwortlich wo er im Leben steht - wer da nicht aus eigener Kraft wieder heraus kommt hat es echt nicht besser verdient! Das ist meine Meinung und ich steh dazu!
Um die letzte Frage des Themas zu beantworten: ich habe mich von niedrigsten Ghettoverhältnissen zur Oberklasse hochgearbeitet; aber ohne je zu vergessen was ich all die Jahre mitgemacht habe - für mich ist das was ich jetzt habe keine Selbstverständlichkeit, ich habe es mir hart erarbeitet und viel geopfert dafür. Es hat mich gezeichnet und selbst mit meinen jetzigen Verhältnissen agiere ich noch so wie damals; keine übermäßige Verschwendung wenn es nicht sein muss. Ich kann noch immer verzichten und gebe auch so für Essen immer noch nur das nötigste aus. Luxus kommt dann wenn ich mir sicher bin alle Rechnungen bezahlt zu haben; und da kann es schonmal vorkommen dass ich mir monatelang gar nichts gönne (zu mal ich noch immer ein paar Altlasten abarbeiten muss). Ehrlich gesagt kann ich sogar erst ab nächsten August wirklich über mein verdientes Geld vollkommen verfügen...