10. September 2012 :: David schreibt:

[Sophie]

:: Die PlaymoBEAT-Montags-Kolumne ::

10. September 2012 - David Pätsch schreibt:

Danke für deinen Anruf Es gibt diesen Moment am Ende eines Telefongesprächs, wo alles gesagt ist und man sich verabschieden muss. In diesem Moment offenbart sich viel über einen Menschen, seinen Charakter und seine Religion (das Letztere ist zugegebenermaßen ein wenig übertrieben). Der Typ “Nüchtern” macht kurzen Prozess und verabschiedet sich mit einem knappen “Wiederhören”. Man ist versucht etwas zu erwidern, aber es wurde schon aufgelegt und man selbst bleibt mit einem Gefühl der Sprachlosigkeit zurück. Manchmal hängt einem auch noch ein nicht ausgesprochener Satz im Mundwinkel, der darauf wartet weggewischt zu werden oder, nachdem er getrocknet ist, abzufallen. Der Typ “Neverending Story” kann sich nicht vom Gespräch trennen. Vielleicht aus Verlustangst oder dem Bedürfnis sein Ohr mit dem Telefonhörer verschmelzen zu lassen. Irgendwann wird so ein technisches Gerät mal einwachsen und wir erleben dadurch die Geburt des ersten Cyborgs (naja, vermutlich merkt es gar keiner – laufen ja jetzt schon alle Tag und Nacht mit Stöpseln im Ohr rum). In Falle des nicht enden wollenden Palavers, hilft ein Resümee der in den letzten 90 Minuten zusammengetragenen Ideen oder der Verweis auf eine Weltrevolution, die gerade vor dem Schlafzimmerfenster stattfindet. Ne Alternative wäre auch der Ausbruch eines Vulkans mit unaussprechlichem Namen (nur aufpassen, dass der Gesprächspartner kein Geologe ist, sonst fliegt der Schwindel auf). Vom Verabschiedungsverhalten auf sexuelle Vorlieben und Fähigkeiten im Bett zu schließen, wäre töricht und dumm – ich mache es trotzdem, erzähle aber keinem davon. Beim Verabschieden geht es, wie so oft im Leben, um den richtigen Rhythmus. Um ein Miteinander – wie beim Tanzen, Singen und Lachen. Wer das noch nicht kann, sollte Schlagzeugunterricht nehmen. Ich kenne da den ein oder anderen Lehrer.

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