24. September :: David schreibt:

[Sophie]

:: Die PlaymoBEAT-Montags-Kolumne ::


24. September 2012 - David Pätsch schreibt:


Ich bin lärmfähig Es ist 1 Uhr früh in der Nacht von Sonntag auf Montag. Das Haus ist ganz ruhig, es brennt kein Licht außer meines. Das wird sich bald ändern – schon um 7 Uhr wird ein Bautrupp Leibesübungen auf dem Gerüst durchturnen und dabei laut wahlweise über das Wetter, Politik oder das Wochenende schwadronieren. Mit dem Lärm hören die Bauarbeiter auf, wenn alle Mieter wach sind, das ist um ca. 9 Uhr. Das ist ein Naturgesetz. Ein weiteres ist, dass Bauvorhaben sich um den zur Verfügung stehenden Zeitraum ausdehnen, also mindestens doppelt so lange dauern wie geplant, siehe Elbphilarmonie, BER-Flughafen oder die Cheopspyramide. Die durchzuführenden Wärmedämmungsmaßnahmen der Hausfassaden hier in Neukölln sind nicht annähernd so umfassen wie die oben genannten Bauwerke, aber die Naturgesetze dominieren auch hier. Der damit beauftragte kleine Handwerksbetrieb greift zu einem Trick, um die Verweildauer der Bauarbeiten im Hof zu verlängern. Es gibt nur ein Gerüst für eine Wand, dabei sind es insgesamt drei Außenwände, die saniert werden müssen. Wenn eine Wand fertig gedämmt ist, wird das Gerüst ab- und 10 Meter weiter wieder aufgebaut. Ich bin beeindruckt. Demnächst stelle ich auch nur eine Snare hin, spiele das Konzert und füge danach eine Bassdrum hinzu, um das Programm noch einmal darzubieten. Da mein Schlagzeug ein paar mehr Trommeln und Becken zu bieten hat, komme ich auf die 7-fache Gage. Viel Spaß beim Zuhören. Ich muss gestehen: Ich mag Lärm. Laute Musik ist mein Ding und meine Tätigkeit hat etwas mit Lärm zu tun. Ich fahre fast täglich in meinen Lärmraum und in der Kopfnote meines Zeugnisses zur 1. Klasse stand schon: David kann sich gut in die Gruppe integrieren, er ist lärmfähig. Nun gibt es eine Einschränkung: Ich muss den Lärm mögen, um ihn zu mögen, sonst ist es störender Lärm. Baulärm und Autolärm machen mich nicht an, auch Geräusche von Liebespaaren sind nur bedingt hilfreich beim Einschlafen. Ich erinnere mich an eine Nacht vor einigen Monaten in einem 80er Jahre Hotel in St. Petersburg, in dem ich nach einem Gig dem netten Handlungsreisenden mit seiner Gespielin im Zimmer über mir, dem Musiker und einem Fan im Zimmer rechts von mir und einem schwulen Pärchen im Zimmer links von mir zuhören durfte. Eine Kakophonie der Lust – aber ich hatte keine Lust anderen dabei zuzuhören. Besonders Männer kommen mir dabei vor wie Bullen auf Speed. Das bringt mich zum Anfang zurück: Ich hoffe, dass Bob der Baumeister heute Nacht eine Menge Spaß mit It-Girl Barbie hat und dadurch verschläft. Meine Schlafdauer würde sich um einiges verlängern. In diesem Sinne gute Nacht.

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