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22. Oktober 2012 :: David schreibt:

22. Oktober 2012 :: David schreibt:

Beitragvon Sophie » Mo Okt 22, 2012 09:17

:: Die PlaymoBEAT-Montags-Kolumne ::


22. Oktober 2012 - David Pätsch schreibt:

Das Drehorgeltrauma Ich weiß nicht, ob ich die Geschichte schon mal erzählt habe: Sie handelt von Drehorgeln aus Berlin. An und für sich eine tolle Idee für Nichtmusiker und ein großer Exportschlager. Also findet man die Dinger inzwischen überall. Von Wien bis Mexico City. Wie war das? Mexico City? Ja, das ist die Wahrheit. Allerdings muss ich kurz auf den technischen Aufbau dieses Nichtmusiker-Musikinstruments zu sprechen kommen: Mit Hilfe einer Kurbel oder eines Schwungrades wird über eine Pleuelstange ein Blasebalg betätigt, der den Wind erzeugt. Über der Windlade steht das Pfeifenwerk. Jedem Ventil in diesem Pfeifenwerk ist ein Ton zugeordnet. Bei der Drehorgel wird die Ansteuerung der Töne durch ein Lochband übernommen. Die Pfeifen sind auf unterschiedliche Tonhöhen gestimmt. Sie können gestimmt sein, müssen aber nicht. In Mexico City beispielsweise müssen sie nicht. Ich teilte mir dort mit einem Kollegen von einer ehemaligen Band ein Zimmer und befand mich in einem gefühlt komplett anderen Universum. Unser Zimmer, muss ich dazu schreiben, hatte keine Fenster aus Glas, sondern nur Fensterläden. wir hatten also keinerlei Möglichkeit, den Lärm der Straße zu dämpfen. Was dort bis in den 4. Stock erklang, waren liebliche Berliner Melodien – durch verstimmte Drehorgeln wiedergegeben. Mein Ex-Kollege vermutete, die Lochbänder seien verkehrt herum eingesetzt worden und um die Kakophonie zu verstärken, spielten mindestens drei von diesen Höllenmaschinen gleichzeitig. Offenkundig waren die Gebrauchsanweisungen nicht mitgeschickt worden. Es bleibt nur zu sagen, dass wir dort eine knappe Woche nächtigten und die Jungs mit ihren Folterinstrumenten nichts von den gewerkschaftlich durchgesetzten 8 Stunden Arbeitszeit pro Tag wissen wollten. Hier galt Akkord- und Doppelschicht-System. Ich flüchtete in der Frühe in einen nahegelegenen Park und holte mir am nächsten Stand einen Obstsalat mit Montezumas-Rache-Garantie. Mein Ex-Kollege trank sich den Morgen mit dem ortsüblichen Tequila schön und blieb gesund. Die Leierkastenfabrik ist übrigens vor kurzem abgebrannt. Ich denke, es war ein Zusammenschluss von Touristen, die im Laufe ihres Lebens im gleichen Hotel wie wir übernachteten, dadurch ein Trauma erlitten, und zu diesen Maßnahmen griffen. Wie sagte schon der renommierte Trauma-Forscher Haribert zu Ruckzuckfressedick: “Die Überwindung eines Traumas kann durch Gegengewalt erfolgen.”
P.S.: Im Drehbuch zu einem weiteren Playmobeat-Video kommt übrigens auch eine Drehorgel vor.

http://playmobeat.de/archiv/149/die-mon ... tober-2012
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