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12. November 2012 :: Andi schreibt:

12. November 2012 :: Andi schreibt:

Beitragvon Sophie » Mo Nov 12, 2012 13:53

:: Die PlaymoBEAT-Montags-Kolumne ::


12. November 2012 - Andi Bühler schreibt:


Ein Tour-Abstecher in den schönen Norden Deutschlands führte mich am vergangenen Wochenende in Versuchung, der großen Glücksverheißung des Markenkonsums nachzugeben.
Ich fand es schon als Jugendlicher doof, mit meinen Kleidern Werbung für eine Firma zu mache, die ich noch nicht mal gut finde und die vermutlich eine ganz ätzende Politik vertritt (Kleinbürgerlicher Revoluzer-Idealismus ist bei solchen Themen voll angesagt). Bisschen böse sein auf die da oben, mit ihrer Kinderarbeit und dem Territorialismus. Ich trage keine Marken und trage somit etwas zum Weltfrieden bei.
In der Nähe von Kiel wollte ich über meinen Schatten springen, nachdem die komplette Band mit stürmischer Einkaufshysterie aus dem Bus gesprungen war.
Wir hatten auf einem Ausfahrtsschild die Aufschrift "Fabrik-Designer-Outlet" gelesen und alle waren sich einig, dass man hier ein Schnäppchen landen konnte. "Marken zum Sonderpreis. Jetzt Abgreifen!!!".
Ich sah uns schon am Abend mit Nike-Turnschuhen, Lacoste-Mützchen, Desigual-Armbändern und Tommy-Hilfiger-Shirts auf der Bühne herumstehen. Und das alles für nur einen Euro! Wahnsinn! Aber es kam nicht soweit. Der Designer-Outlet: eine kleine Stadt, bestehend aus etwa 25 Häusern mit jeweils zwei Ladeneinheiten, drei Cafés und einem kleinen dreckigen Klo für alle fünfhundert Shopping-Opfer.
Der Haken an der Sache war jedoch, wie immer, der Preis. Der Spielraum, der einem herkömmlichen Händler gewährt wird, kann hier wohl vollkommen ignoriert werden.
Ein Beispiel: ein Bauer verkauft an einen Supermarkt Mais. Er verkauft ihn für 5€ und schlägt dem Supermarkt vor, ihn für 8€ weiter zu verkaufen, um einen möglichst hohen Profit zu erzielen und den Markwert hoch zu halten. Der Supermarkt steht aber neben einem anderen Supermarkt und muss, damit die Leute den Mais bei ihm kaufen, von 8€ auf 6€ runter. Er ist somit schön günstig und verdient trotzdem noch etwas.
Ein Designer-Outlet funktioniert dagegen so: der Bauer verkauft seinen Mais direkt am eigenen Stand und erzählt den Kunden, die jetzt alle zu seinem Outlet kommen, dass es bei ihm die ansonsten sehr teuren Produkte super günstig gibt - es kann aber vorkommen, dass ein Maiskölbchen auch mal ein Fleckchen hat, is ja schließlich Outlet.
Der Super-Krasse-Hammer-Preis liegt dann bei 7€. Ist das nicht toll?!
Die Band hat übrigens nichts gekauft. Wir spielten abends in verrissenen Hosen und alten Hemden und fühlten uns besser als je zuvor.
Vor dem billigen Outlet standen übrigens fast ausschließlich neue Mercedes. Der Billigshopper von heute hat es geschafft in dieser Welt und spart dabei!!!
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