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25. März 2013 :: Andi schreibt:

25. März 2013 :: Andi schreibt:

Beitragvon Sophie » Mo Mär 25, 2013 18:21

:: Die PlaymoBEAT-Montags-Kolumne ::


25. März 2013 - Andi Bühler schreibt:

Wird Schlagzeugspielen in 20 Jahren eine Schlüsselqualifikation sein?
Wenn man heute zu einem Bewerbungsgespräch eingeladen wird, egal in welchem Berufsfeld, dann gibt es gewisse Grundkompetenzen, die man als junger Mensch mitbringen muss:
Gute Schulnoten, ein anständiges Bewerbungsfoto, eine fachbezogene Ausbildung, Praktika, Fremdsprachenkenntnisse, einigermaßen stabile Rechtschreibkenntnisse, die Fähigkeit sich auszudrücken, usw.
Um aus dem Bewerber-Pulk irgendwie herausragen zu können, kommen dann aber noch die jeweiligen Schlüsselqualifikationen hinzu, die zusätzlich zu den eben aufgelisteten Grundvoraussetzungen das Züngelchen an der Waage sein können.
Dazu gehören beispielsweise:
Kreativität, Teamfähigkeit, gute persönliche Beziehung zum Chef, Flexibilität im Umgang mit den Vorgaben und natürlich bezüglich der Lage des Arbeitsplatzes, Chinesisch-Kenntnisse usw…
In den Kitas werden genau diese Dinge täglich trainiert. Ein Kind muss spätestens im Alter von zehn Jahren theoretisch fähig sein, ein Bewerbungsgespräch zu überstehen.
Die modernen pflichtbewussten und zukunftsschauenden Eltern vermitteln ihren Sprösslingen schon heute, was morgen als Soft Skill gelten könnte.
Oder besser gesagt, sie kämpfen dafür, dass ihr Kleines mit allem vollgestopft wird, was irgendwie von Relevanz sein könnte. Es kann sich ja dann später immer noch entscheiden, was es mag und was nicht. Jedenfalls sollen ihm alle Möglichkeiten offenstehen.

Was ich in letzter Zeit des öfteren bemerkt habe, ist der Wunsch der Eltern, den Sprößling zum Schlagzeugunterricht zu schicken. Hä? Ist das nicht der Albtraum aller Eltern? Lautes und ungehaltenes Rumgeprügel auf einem fragwürdigen Musikinstrument?
Die Realität sieht heute anders aus: Die meisten Kinder üben zuhause munter Tag und Nacht auf elektronischen Schlagzeugen, spielen den Omas am Wochenende was vor, lernen Exaktheit und Timing, trainieren Geist und Körper und sind außerdem beschäftigt. Bald erwacht der kleine Zusatzwunsch der Eltern, eine Band zu gründen. Da lernt man Teamfähigkeit, Führungsqualitäten werden geschult und außerdem ist es cool. Ich füge dem noch hinzu, dass man lernt, Prügel einzustecken, da man dann doch dauernd gesagt bekommt, dass man zu laut ist und die Band wegen dir langsamer wird und überhaupt. Am Ende, liebe Eltern, kommt dabei ein Arbeiter raus und kein Akademiker, der mit den Führungsriegen der Welt zu Mittag isst. Allerhöchstens begleitet man mal ein Dinner beim G8-Gipfel oder man trommelt im Fernsehen für eine bessere Welt.
Am Ende muss ein Schlagzeuger, aus dem “mal was werden” soll, dann eben doch Sänger werden. Das sind nämlich die wahren Chefs und genau das wünschen sich die Eltern doch auch von ihren Kindern, oder nicht? Ich kann jedenfalls nicht behaupten, dass ich was die Altersversorgung meiner Eltern aus meiner Tasche angeht, besonders zuversichtlich bin. Da hätte ich besser mal Chinesisch lernen sollen. Oder Golf.
Eine Schlüsselqualifikation alleine bringt es nicht und trotzdem bin ich froh, dass ich nicht aus vielen Möglichkeiten aussuchen musste. Vom Glück alleine wird man nicht satt, aber vom Sattsein wird man auch nicht glücklich.
Bitte schickt eure Kinder also weiterhin zum Schlagzeugunterricht, denn eine bessere Welt braucht nicht noch mehr Firmenchefs. Womöglich braucht sie aber mehr Menschen, die das, was sie machen, richtig schön finden. Und damit ist man bei dieser Beschäftigung definitiv an der richtigen Adresse!
Nimm jedes Wort aus meiner Kehle
Trag jedes Wort von mir bei Dir
Denn nur mein Wort hat eine Seele
Ganz anders als der Rest von mir
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