08. Juli 2013 :: David schreibt:

[Sophie]

:: Die PlaymoBEAT-Montags-Kolumne ::

08. Juli 2013 - David Pätsch schreibt:



Die Kuh macht Muh

Ich mag Dialekte. Für mich ist das gelebte Individualität im Zeitalter der Globalisierung.
Dies wird keine Aufzählung von Mundarten oder ein humoristisches Essay. Mich beschäftigt eher die Frage, ob eine Kuh in Indien sich mit einer Kuh aus Bolivien unterhalten könnte.
Die Franzosen gehen davon aus, dass ihre Kühe nicht “Muh” machen, sondern “Meuh”.
Sagt dann eine sächsische Kuh “Müh”? Tauben aus der Elbflorenz machen dann vielleicht “Gürr, Gürr”.
Der Franzose unter den Tauben versteht nur “Geurr, Geurr” und wackelt in Anbetracht der verschiedenen Dialekte mit dem Kopf.
Ich habe Schwierigkeiten manche Dialekte zu verstehen.
Warum sollte es den Tieren anders gehen?
Ich habe zwei Jahre gebraucht, bis ich verstanden habe, dass das sächsische “Nü?” am Satzende dem Schweizerischen “Oder?” entspricht.
Gesprochenes Sächsisch von Betrunkenen hat für mich Ähnlichkeiten mit Klingonisch.
Da gibt es Dialekte aus Mittelerde, die für mich verständlicher sind.
Darum geht es hier aber nicht, sondern um Kühe.
Als ich vor Jahren in Irland auf dem Shannon Bootsurlaub machte, traf ich auf dem Rückweg aus dem Pub eine Kuh. Diese stand mitten auf der Straße. Also das, was Iren so für Straßen halten. Sehr schmale Straßen, die links und rechts von Steinmauern eingefasst sind, die in jahrelanger mühseliger Arbeit von auf dem Feld gefundenen Steinen erbaut wurden.
Auf dieser Art Strasse stand quer eine Kuh. Es ist klar, dass ein Auto nicht ausweichen könnte. In aufopferungswürdiger Art griff ich ein und versuchte mit der Kuh ins Gespräch zu kommen.
Ich: “Muh”
Sie: “…”
Ich: “Muh, Muh, du musst hier runter, wenn ein Auto kommt, gibt es den Supergau. Magst du mir nicht wenigstens sagen, wo du hingehörst oder wie du heißt?”
Sie: “…” (rollt mit den Augen)
Ich: “Louise, heisst du Louise?”
Sie: “…” (verscheucht mit ihrem Schwanz die Fliegen…)
Ich bin daraufhin zum nächsten Haus gegangen, habe leicht angetrunken um zwei Uhr morgens beim Hausherren geklingelt und gefragt, ob er ein Kuh vermissen würde. Nach 10 Minuten stehen wir zu zweit vor der Kuh.
Der schlaftrunkene Ire sagt kurz: “Let’s go” und die Kuh setzt sich in Bewegung.
Das ist der Beweis für mich, dass Tiere, zumindest Kühe, in verschiedenen Ländern unterschiedliche Sprachen sprechen.
“Muh, Muh sagt die Kuh und der Bauer Jauchzet dazu”.