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02.September 2013 :: David schreibt:

02.September 2013 :: David schreibt:

Beitragvon Sophie » Mo Sep 09, 2013 15:24

:: Die PlaymoBEAT-Montags-Kolumne ::

02.September 2013 - David Pätsch schreibt:



Metal is the law

Vor vielen Jahren begab es sich zu Neukölln, dass ein junger Trommler durch seine beiden älteren Brüder mit der Musik von Iron Maiden, Van Halen und Queen in Kontakt kam. Er war verwundert ob der engen Hosen, der tief ausgeschnittenen Hemden und der langen Haare, die beim Tanzen kunstvoll in der Luft geschüttelt wurden.
Die Musik klang fremdartig in seinen Ohren, doch gleichsam faszinierend.
Sie wummerte durch die Wand, die das Schlafquartier der Älteren von dem des Jungen abgrenzte.
Über die Jahre vergaß der Nachwuchstrommler dieses Universum an geschmacklichen Sonderheiten und beschäftigte sich mit Jazz. Aus den schwarz-weiss-gestreiften Hosen wurde ein Anzug, um sein ärmliches Salär in Hotelbars aufzubessern.
Wo früher ein Stick gerade mal 30 Minuten ganz geblieben war, wurde nun gerührt und gewischt.
Doch nie erkaltete das Feuer in seiner Brust. So kam es dazu, dass im Bass Solo (einer der leisesten Passagen eines Jazzkonzertes) plötzlich der Ruf “Metal is the Law” zu hören war. Dort, wo man eine Stecknadel hätte fallen hören können, schrie der Trommler und machte damit seine hoffnungsvolle Jazzkarriere zunichte.
Ohne Hoffnung auf ein Auskommen besann er sich auf seine abgeschnittenen T-Shirts voller Totenköpfe, seine Ivan-Lendel-Gedenk-Schweissbänder, seine weissen Nike Turnschuhe mit Klettband und seine Perücke aus Echthaar.

Echte Metalfans sind anachronistisch, sie sind Traditionalisten. So begab sich unser Schlagzeuger nach Spandau, einem Gebiet, das noch heute dank eines Raum-Zeit-Kontinuums unverändert wie in den 1980er Jahren besteht.
Dort wo einst “Die Ärzte” gegründet wurden, kann man noch heute die Kraft der zwei Herzen spüren, um sich das Durchhaltevermögen für den Speedmetal anzutrainieren. Die Rotzigkeit des Trash Metal findet man unter den verkommenen Brücken der Havel und ein Tritt in die Eier nach einer Kneipenschlägerei lässt einen zu einem guten Sänger werden.

Nach einigen Jahren im Exil fand das Trommeltalent seine Bestimmung. Heute verwandelt er normale rechtschaffene Bürger in Metalmusiker. Im Schulungsraum werden geheime Begrüssungsformeln erlernt und oft gestellte Fragen beantwortet. Wie verhält man sich bei einer Wall of Death? Wieviel Bier kann man wie schnell trinken ohne andauernd aufs Klo zu müssen? Wie entheddert man seine Haare und die des Nachbarn nach einer Headbang-Session?
Im angrenzenden Frisörsalon und der Boutique mit original Wuppertaler Chic wird aus dem Spießer ein echter Reaper.
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