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20. Januar 2014 :: Andi schreibt:

20. Januar 2014 :: Andi schreibt:

Beitragvon Blueeye » So Jan 19, 2014 20:45

Anmerkung meinerseits: Playmobeat können jetzt auch durch die Zeit reisen. 8)

:: Die PlaymoBEAT-Montags-Kolumne ::

20. Januar 2014 :: Andi schreibt:

Gemüse, Teil 2


Bis heute gehe ich gerne auf den Wochenmarkt. Ich würde das mal als das einzige verbleibende Einkaufsevent verbuchen, dass mir wirklich Spaß macht. Ok, ich gehe auch gerne in Schlagzeugläden. Wie wäre es denn mit einem Schlagzeug-Wochenmarkt? Jeden Samstag auf dem Markplatz zwischen Beckenständern und gebrauchten Trommeln herumschlendern. Das gabs früher mal! Jaja, da hat sich die Szene samstags gerne im örtlichen Musikladen getroffen und zusammen den “Post-Gig-Kaffee” eingenommen. Das war schön, aber was vorbei ist, ist vorbei und früher war eben alles…na anders eben.
Zurück zum Gemüse. Als Kind durfte (oder musste – das weiß ich jetzt nicht mehr so genau) ich jedenfalls jeden Samstag mit auf den Markt. Und eine obligatorische Station war “der Italiener”. Bis heute weiß niemand seinen wahren Namen, aber das ist auch unwichtig. Wichtig ist, dass “der Italiener” ein Italiener aus dem Bilderbuch war und einen Gemüsestand betrieb. Ein kleiner stämmiger, schnauzbärtiger, wortgewandter, aufgebrachter Mann, der seine Ware feilbot als gäbe es nichts besseres auf der Welt als seine Tomaten.
Was meine Mutter da immer besorgen musste, weiß ich nicht mehr. Gemüse hat mich nie sonderlich interessiert. Eine Beilage, die man essen muss, damit man später wieder spielen gehen darf. Das hat sich bis heute nicht geändert. Mein Hauptaugenmerk galt immer dem Wurstverkäufer. Da gab es für mich nämlich immer eine Currywurst und dazu ein Brötchen mit gebratenen Zwiebeln drin. Die Zwiebeln waren ganz besonders wichtig. Das war und ist mein Gemüse. Damit konnte ich mich anfreunden. Unumgänglich ist es, dass das Gemüse ins Brötchen kommt. Mit diesen Mini-Gäbelchen kriegt man die Teile doch nie alle aus dem Pappschälchen gepiekst. Der Wurstmann wusste immer, was ich will. Ich war sein Stammkunde. Dafür habe ich ihm sogar mal ein Bild von ihm gemalt, das ihn zeigte, wie er mir gerade eine Currywurst zubereitet. Es hing jahrelang hinten an der fettbespritzten Rückwand des Markstandes.
Wenn ich heute auf den Markt gehe, kaufe ich selbst Gemüse und esse keine Wurst. Da muss man sich doch unwillkürlich fragen, was aus dem Italiener, dem Wurstmann und mir geworden ist! Die beiden Ersteren sind nicht mehr aufzufinden – ist mir auch ein bisschen egal, da der besagte Markt 800km weit entfernt ist und mir das für eine Samstagmorgen-Einkaufsfahrt einen zu hohen CO2-Fußabdruck hinterlassen würde.
Von mir weiß ich nur eins: es ist schwer, ne gute Wurst zu finden und wenn ich da nichts Hundertprozentiges bekommen kann, esse ich eben Gemüse. Was soll’s?!
Dem Gemüsemann auf unserem Markt male ich aber kein Bild. Irgendwie war man da als Kind doch ungezwungener. Vielleicht kommt ja eines schönen Tages ein Wurstmann in die Stadt, der sich auf ehrliche Art ein Bild von mir verdient. Bis dahin esse ich jeden Tag einen Apfel und beschränke meine künstlerische Tätigkeit auf das Feld der Töne.
Prost! (Passt zwar nicht, aber das ist immer ein gutes Schlusswort.)
Nur wer sich erhebt, kann sich auch widersetzen!
Blueeye
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