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17. Februar 2014 :: Andi schreibt:

17. Februar 2014 :: Andi schreibt:

Beitragvon Naminé » Di Feb 18, 2014 08:31

:: Die PlaymoBEAT-Montags-Kolumne ::

17. Februar 2014 :: Andi schreibt:

Haar, Teil III

Es ist schon lange her, dass die Welt den letzten Trommelschlag einer mit Menschen-Skalp bezogenen Trommel vernahm. Es soll der schönste Klang überhaupt sein. Kein heute noch lebendes Säugetier, außer der Mensch, ist fähig, ein so elastisches und wohldurchblutetes Membran, welches den tiefen und wohligen Klang der transzendentalen Urschwingung in vollem Umfang wiederzugeben vermag, auf seinem Kopf zu züchten. Seit Jahren experimentiere ich mit verschiedenen Tierhäuten.
Die türkische Rotsteinziege produziert ein dünnes, äußerst haariges Schlagfell, dass durch die asketische Lebensweise des Tieres schon bei der geringsten Straffung ausreichend Spannung erhält, um der damit bezogenen Trommel einen knalligen und durchdringenden Ton entlocken zu können. Ganz klarer Nachteil: die ganze Wohnung stinkt nach Ziege, denn für das rissige Häutchen wäre eine Glattrasur Gift und so lässt man immer eine dünne Schicht “Nebelhaar” stehen. Es erhöht die Haltbarkeit, dämpft die Obertöne und riecht erbärmlich nach Ziege. Diese Trommel gammelt seit einigen Jahren im Keller meiner Oma – ich hab es einfach nicht mehr ertragen.
Das pakistanische Tiefland-Rind wiederum ist, zumindest an der Stelle, die ich von dem Tier auf meine Trommel gespannt habe, nahezu geruchsfrei. Ein Überlebenskünstler, der den widrigen Umständen des wasserarmen und nicht übermäßig begrünten Landes zu trotzen weiß, kann sich eines schützenden und pflegeleichten Haares rühmen, ergibt als Musikinstrument aber auch eine eher singende und obertonreiche Trommel. Klingt bezaubernd, sehr großer Tonumfang, stinkt nicht. Ideal für Rahmentrommeln.
Auf der grünen Insel wurde ich mir schließlich darüber bewusst, wie ausschlaggebend Ernährung und vor allem die Qualität des Wassers für unsere äußere Hülle und die Beschaffenheit der Haare ist.
Die Haut eines irischen Rindes ist gleich doppelt so dick, wie die einer Pakistani-Kuh (vergleiche Diplomat/Emperor). Die irische Rahmentrommel klingt deshalb auch unfassbar erdig, beinahe obertonfrei, und lässt mit ihrem Bass unmerklich die Wände des Pubs erzittern. Man kann problemlos alles Haar entfernen und daraus noch einen Teppich knüpfen. Tolles Tier, tolles Haar.
Wir befinden uns jedoch noch immer in irdischen Gefilden. Das echte esoterische Erlebnis vermag nach wie vor nur das Kleid des Homo Sapiens auf eine Trommel zu bannen. Die Remo-Indianer im Bumbum-Delta behüten und beschützen dieses Geheimnis seit tausenden von Jahren. Einige undichte Quellen jedoch sind unter dem Einfluss von Feuerwasser bereit, dieses Geheimnis preiszugeben. Ich bin dran.
Sobald ich Bescheid weiß, bin ich für den Selbstversuch bereit und dann mach ich mir aus meinem Skalp ein schickes Snarefell. Mal kucken, ob es für ne 14”-Trommel genügt. Auf jedenfall wird es sehr obertonreich…
Streng nach dem Motto: “Du kannst gehen, aber deine Kopfhaut bleibt hier!”
"Ich schwälge in Erinnerung und dreh' die Zeit zurück.
Verlier' mich in Erinnerung für einen Augenblick.
Genauso wie es früher war wird's niemehr sein, das ist mir klar,
Doch hol' ich gern die Erinnerung zurück, für einen Augenblick."
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