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10. März 2014 :: David schreibt:

10. März 2014 :: David schreibt:

Beitragvon Naminé » Mi Mär 12, 2014 11:46

:: Die PlaymoBEAT-Montags-Kolumne ::
10. März 2014 :: David schreibt:

Unterhaltung, Teil II

Mein Nachbar kommt immer dann nach Hause, wenn ich schlafen will.
Dann redet er mit seinem Freund.
Sie reden über Gott und die Welt und was sie so am Tag erlebt haben.
Es handelt sich also um eine intakte Beziehung.
Ich möchte auch hinzufügen, dass ich nicht früh schlafen gehe, aber nachts um zwei fallen mir eben die Augen zu und ich genieße die Ruhe.
Bis der Nachbar und sein Freund kommen!
Ich habe sie noch nie gesehen und als Nachbarn erkannt. Da ich nur ihre Stimmen kenne, versuche ich seit Neustem, jeden, dem ich im Haus begegne, in ein Gespräch zu verwickeln, nur um seine Erscheinung der dazugehörigen Stimme aus der Nacht zuordnen zu können.
Sie hören auch Musik. Electro. Nur Nachts.
Am Tag ist es totenstill. Ich weiß einiges über meine Nachbarn und das alles ohne Facebook und Spyware.
Ich kenne mich auch seit Kurzem viel besser mit elektronischer Musik aus.
Ich habe noch eine andere Nachbarin, die ich jedoch nie höre und auch selten sehe. Mein längstes Gespräch mit ihr war: „Hallo.“
Ich war versucht, über das Wetter zu reden – so machen es zumindest die Menschen in Irland. Dort gibt es dreihundertsechsundsiebzig Umschreibungen für Regen.
Die Inuits sind Spitzenreiter bei der Anzahl der Wörter für gefrorenen Regen. Sie besitzen den unumwundenen Spitzenreiter, der ein bestimmtes gefrorenes Wassermolekül als das „Aus den Grönlandgletschern stammendes sehr kaltes, fast schon stechende Tröpfen, welches einem immer beim draußen Pinkeln auf das rechte Ohrläppchen fällt“ beschreibt.
Wer in Berlin über das Wetter spricht, redet nur von kaltem oder warmem Regen – bei letzterem ist es Sommer. Beides schien mir unpassend, also schwieg ich meiner Nachbarin gegenüber.
Aus Ermangelung an Kommunikation mit meinen Nachbarn rede ich mit mir selber. Natürlich mache ich das leise, in mir drin. Es handelt sich also eher um einen komplentativen Dialog mit mir selber und ich bin immer wieder überrascht, was ich sage.
Ich gehe jetzt außerdem ins Bett.
Es ist Zeit für meine Nachbarn nach Hause zu kommen!
"Ich schwälge in Erinnerung und dreh' die Zeit zurück.
Verlier' mich in Erinnerung für einen Augenblick.
Genauso wie es früher war wird's niemehr sein, das ist mir klar,
Doch hol' ich gern die Erinnerung zurück, für einen Augenblick."
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