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24. März 2014 :: David schreibt:

24. März 2014 :: David schreibt:

Beitragvon Blueeye » Mo Mär 24, 2014 22:53

:: Die PlaymoBEAT-Montags-Kolumne ::

24. März 2014 :: David schreibt:

Unterhaltung, Teil III


Ein Nachtrag zur letzten Kolumne sei mir erlaubt: Ich habe einen neuen Nachbarn bekommen.
Ihn habe ich noch nie gesehen, aber seine Frau – die mir im Hof begegnete und auf meine Frage, ob sie Klavier spielte, verschämt wegsah und erwiderte ,ihr Mann sei Pianist.
Ich war nämlich auf der Suche nach dem Ursprung von Klavierklängen, die seit Tagen durch das Haus schweben. Es war nicht dieses Anfänger-Elise-Geklimper, das fast alle nach drei Stunden Youtube-Tutorial drauf haben, sondern ein fast sphärischer Klangteppich, elfengleich. Ich vermutete Faure. Mit accent aigu über dem E. Ich hätte den Verursacher dieser ergreifenden Töne gerne nach dem Komponisten gefragt. Dieser blieb stumm, bzw unsichtbar.
So ging ich mehrmals am Tag im Hausflur auf und ab um Musik zu hören, blieb zu lange vor der Nachbarstür stehen, immer mit einer Ausrede parat, warum ich mit dem Ohr an der Tür lausche. Ich ließ meine Tür länger als nötig offen, was den Postboten dazu brachte, mich nach meiner Bereitschaft zu fragen, eine Paketabholstelle im Kiez zu eröffnen.
Mein neuer Nachbar hat auch ein Kind, das viel leiser als andere Kinder ist. Eventuell liegt es daran, dass ihm schon im Mutterbauch genug Ruhe und Geborgenheit durch die Musik mitgegeben wurden.
Bei mir würde das Kind durch mein Üben auf dem Practice Pad eher zu späterem Hospitalismus neigen. Tatatatatatatatatatatatata, nicht sehr abwechslungsreich.
Damit werden außerdem alle Zooelefanten malträtiert bis sie diesen traurigen Blick drauf haben, der alle Besucher zu einer Spende für ein größeres Gehege animiert.
Ich will zurückkommen zu Mister X von Gegenüber. Ich habe mich noch nie zuvor so sehr unterhalten gefühlt durch eine Nicht-Unterhaltung.
Den lärmenden Handwerkern, die mit Presslufthämmern die Außenfassade klimagerecht verschandeln, den Malern mit zwei Kofferradios und unterschiedlichen Sendern in Schreilautstärke, den Pflasterern im Hof, die dreimal den Hof bepflasterten und wieder aufrissen, weil sie nicht in der Lage waren, den Bebauungsplan richtig herum zu halten – all diesen Lärmfetischisten der Vergangenheit zum Hohn hat die Klangkultur gesiegt. Dafür danke ich dem Unsichtbaren.
Ich habe mir Kissen und Decke genommen und werde mich vor seine Tür legen. Nur ein Stündchen….oder zwei.
Nur wer sich erhebt, kann sich auch widersetzen!
Blueeye
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