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05. Mai 2014 :: David schreibt:

05. Mai 2014 :: David schreibt:

Beitragvon Blueeye » Di Mai 06, 2014 20:45

:: Die PlaymoBEAT-Montags-Kolumne ::

05. Mai 2014 :: David schreibt:

Diese Kolumne ist kein Ratgeber und am Ende gibt es keinen Lösungsansatz.
In diesen wenigen Zeilen wird der geneigte Leser eine Anekdote aus dem Leben eines Musikers vorfinden, ob sie nun erschreckend ist oder nur zum Staunen anregt. Im besten Falle zeigt dieses kurze Beispiel menschlichen Verhaltens das ganze Dilemma der Zivilisation auf. Es geht um nicht weniger als um Nähe und Distanz.
Auch als Schlagzeuger einer, nicht bei der Allgemeinheit bekannten, Band ist man Begegnungen mit dem Publikum zugeneigt.
Nicht nur während des Konzerts sondern auch danach ist ein Gespräch mit einem Musikfreund kurzweilig und angenehm.
Der Trommler an sich ist kommunikativ und als Mensch sucht man Bestätigung.
Es handelt sich hier um ein Geben und Nehmen. Der Schlagwerker hat die Musik gemacht und der Zuhörer spricht nach dem Konzert mit dem Musiker über das Wetter, den Job, die Kinder, Pferde, Fahrräder oder auch über Musik. Bei Letzterem kann ich punkten. Gemeinsame Interessen sind schon immer die Grundlage für den Beginn einer langen Freundschaft gewesen.
Was passiert aber, wenn der Zuhörer oder Fan nach dem Auftritt vor einem steht und nichts sagt?
Dann passiert nichts. Stille, Schweigen, nischt.
Ich versuche in diesen Fällen die Mauer durch eine gekonnte Finte zu durchbrechen, indem ich mich vorstelle: “Hallo, ich bin David.”
Wohlgemerkt suchte in diesem und in anderen Fällen der Musikkonsument die Begegnung mit mir. Da stehen wir dann.
Schweigend im Gespräch vertieft.
Nach gefühlten fünf Minuten kommt es vor, dass mir eine Eintrittskarte, Tasche, Setliste oder ein T-Shirt gezeigt wird. Immer noch ohne eine Bemerkung oder Bitte.
Mittlerweile vermute ich eine große Anzahl von Schweigegelöbnisfans in der Gruppe der von Musik Begeisterten.
Der Austausch zwischen meinem Gegenüber und mir ist inzwischen auf einem Tiefpunkt angelangt.
Ein zufällig vorbeikommender Passant versucht die verkrampfte Stimmung zu lösen, indem er den Stummen fragt ob er ein Autogramm will und mir einen Stift in die Hand drückt.
Diesen Vermittler sollte man in die Ostukraine schicken aber das nur am Rande.
Mein Gegenüber spricht immer noch nicht mit mir, obwohl ich großen Druck ausübe und meine nächste Fragensalve auf ihn niedergehen lasse: “Und wie fandest du das Konzert so?” prasselt es aus mir heraus.
“Gut.” Die kurze aber präzise Antwort kommt nach dreißig Sekunden, in denen mich das Kommunikationsgenie nicht aus den Augen lässt.
Ich bin versucht ein Gespräch zu beginnen und von der Liebe im Allgemeinen und zwischen den Menschen zu sprechen, ihm meine Meinung über das aktuelle politische Geschehen zu offenbaren und über ein mögliches Leben nach dem Tod zu diskutieren. Aber dieses “gut” hält mich auf Distanz. Ein Wunsch kommt mir in den Sinn: Dass es zwischen ihm und mir Respekt und Toleranz gibt. Nachdem ich mich verabschiede, geht jeder seiner Wege
Er erwidert nichts.
Nur wer sich erhebt, kann sich auch widersetzen!
Blueeye
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