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26. Mai 2014 :: Andi schreibt:

26. Mai 2014 :: Andi schreibt:

Beitragvon Blueeye » Mo Mai 26, 2014 09:03

:: Die PlaymoBEAT-Montags-Kolumne ::

26. Mai 2014 :: Andi schreibt:

Ein Erkundungsspaziergang führte uns heute Mittag in einen mir bisher nicht bekannten Teil der Stadt der Liebe. Unter das allgegenwärtige Französisch mischten sich mehr und mehr arabische und afrikanische Wortfetzen, die Gewürze in der Luft veränderten sich und das Treiben wurde, soweit das in dieser unfassbar vollen Metropole überhaupt möglich ist, dichter. Menschen begannen zu rennen, der Lärmpegel hob an und um die Ecke, auf die wir immer schneller zustrebten, drangen hetzerische und unverständliche Lautsprecheransagen. Wir waren mittendrin und es gab kein Zurück. Sollte das der Eklat des hiesigen Europawahltages sein? Brennende Autos, ein wütender Mob, Molotowcocktails und das Ende des kontinentalen Friedens?
Als wir besagte Ecke erreichten, schlug uns der Rauch entgegen und wir waren für unendliche Momente unserer Sicht beraubt. Orientierungslos versuchten wir herauszufinden, was hier los war und wie wir lebend wieder herauskommen konnten.
Dann setzte die Musik ein. Ohrenbetäubend. Riesige Lautsprecherboxen versuchten überfordert wiederzugeben, was ihnen ein kleiner MP3-Player an schlecht aufgelösten Downloads zur Übersetzung in den Verstärkerofen schaufelte. Und plötzlich änderte der Wind seine Richtung. Der Rauch lichtete sich. Vor uns brieten in kanuartigen Grillwannen Fleischspieße, die von den Grillmeistern an hungrige Teenager verteilt wurden. Dahinter zeichnete sich eine Bühne ab, gefüllt und umringt von hunderten Kindern und Eltern, die das zwanzigjährige Irgendwas ihrer Schule, des Stadtteils und sonst noch was feierten. Und das mal richtig! Da blieb kein Auge und kein Hemd trocken. Anscheinend musste jeder der 500 Schüler einen kleinen Solotanz zur kiez-eigenen Hiphop-Mucke abliefern, was von den Umstehenden, auch noch beim 499sten, überschwänglich bejubelt wurde. Da waren Zehnjährige, die ohne jede Scheu an die Bühnenkante traten, um ihren besten Hüftschwung abzuliefern. Als ein wirklich ausgesprochen übergewichtiger Junge an der Reihe war, dachte ich nur, oje, der bekommt es jetzt gleich ab. Aber nein! Der Kleine ging hin und hielt den Leuten einfach seinen Hintern hin und schwang ihn zum Rhythmus hin und her. Alle schrien und er ging als Held in die Reihe zurück. Yeah!
Das war mal ne selbstbewusste Veranstaltung, die ihresgleichen sucht. Zusammen in einem Groove und jeder kommt zu Wort.
Da erlebt man unverhofft und unerwartet den europäischen Gedanken am Tag der Wahl. Zumindest dieses Mal war die Angst ohne Grund.
Nur wer sich erhebt, kann sich auch widersetzen!
Blueeye
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