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Du und Ich - der versuch eines essays ^^;

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Beitragvon sefie » Mo Mai 21, 2007 12:40

Du und Ich

Das ist schon merkwürdig. Ich dachte nicht, dass dieses Lied einmal so bezeichnend sein würde. Und nun befinde ich mich in genau dieser Situation. Doch fangen wir am Anfang an...
Es gab Zeiten, in denen ich mich für den einsamsten Menschen der Welt hielt. Das ist lange her, doch viel wichtiger ist, dass es jemanden gab, der mich vom Gegenteil überzeugen konnte. Ich war nicht so allein, wie ich immer dachte. Und ohne diesen Menschen hätten meine Ängste sicher noch mehr in mir kaputt gemacht.
Vertrauen ist nicht leicht für mich. Wenn ich jemanden kennenlerne, so lasse ich mir sehr viel Zeit damit. Erfahrungsgemäß kommt es eben schon vor, dass man einmal an Menschen gerät, die es nicht ehrlich mit einem meinen. Der erste Eindruck ist oft trügerisch. Das gilt sowohl im positiven wie auch im negativen Sinne. Doch habe ich einmal Vertrauen zu jemanden gefasst, ist das so leicht durch nichts zu erschüttern. Ein Fehler? Denn immerhin kann es auch sein, dass mein Urteilsvermögen mich zu jenem Zeitpunkt trog, und ich ein völlig falsches Bild von der Person mit mir herumtrug.
Wenn man einer Person zu sehr vertraut – und diese Person so etwas ausnutzt – kann es leicht passieren, dass man manipuliert wird, ohne es selbst auch nur zu ahnen. Und wenn man es dann doch mit der Zeit begreift, weil man aufhört, all die Ungereimtheiten, die sich konsequenterweise daraus ergeben, zu verdrängen, ist man einsamer als zuvor. Aus diesem Grund verschließt man die Augen davor und hofft, sich geirrt zu haben.
Ich habe einem Menschen einmal sehr vertraut. Ich weiß auch, dass dieser Mensch mir sehr geholfen hat, als es mir schlecht ging. Dafür bin ich ihm unendlich dankbar. Doch irgendwann habe ich gemerkt, dass er nicht der Mensch ist, für den ich ihn gehalten habe. Das hat mich im ersten Moment schockiert, im zweiten dachte ich jedoch: Dieser Mensch hat mir so sehr geholfen. Ist es jetzt nicht an mir, auch ihm zu helfen?
Helfen kann man aber nur demjenigen, der die Hilfe auch beanspruchen möchte. Das ist wahrlich keine neue Erkenntnis. Und so habe ich mich gefragt: Möchte dieser Mensch denn überhaupt meine Hilfe? Nach zahlreichen gescheiterten Versuchen sei es einem gestattet, sich diese Frage zu stellen. Und: Liegt es überhaupt in meiner Macht, diesem Menschen zu helfen? Der nie erlöschende Selbstzweifel brachte mich schnell zu einer Antwort: Nein!
Es liegt nicht in meiner Macht, diesem Menschen zu helfen, doch mit ansehen, wie er sich selbst zerstört, möchte ich auch nicht. So egoistisch es auch klingt, aber ich ertrage es einfach nicht.
„Lass meine Hand und vergiss mich“
An diesem Punkt bin ich Bob sei Dank noch nicht angelangt. Obwohl der Gedanke mir nicht fremd ist. Manchmal, wenn ich nachts wach liege und vor lauter Grübeln nicht den ersehnten Schlaf finde, schleicht er sich in mein Gehirn und versucht, mich davon zu überzeugen, dass das vielleicht die bessere Alternative ist. Aber ist es nicht so, dass ich diesen Menschen damit im Stich lassen würde? Das möchte ich nicht. Er ist mir wichtig. Wichtiger als irgendwer sonst. Und so hoffe ich weiter, dass er sein Leben irgendwie in den Griff bekommt. Im Moment kann ich ihm dabei nicht helfen. Doch wenn er meine Hilfe benötigt, werde ich da sein.

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es soll sich hierbei nicht um eine nacherzählung der im lied beschriebenen situation handeln, oder interpretation desselben, vielmehr sind es gedanken, die mir beim anhören des songs kamen... einfach so. vielleicht liest es jemand...
Du weißt vieles über Menschen, doch du weißt nichts über mich.
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Beitragvon Joza » Mo Mai 21, 2007 13:29

Interessant.
Das Lied bedeutet mir auch etwas, allerdings etwas anderes.
Ich finds immer wieder toll zu sehen, was mann alles in einem Text erkennen kann, und wie man sich selbst in vielen Dingen erkennen kann, obwohl andere etwas ganz anderes darin sehen.

Es war ähnlich wie bei dir, ich habe mich sehr allein gefühlt, ich war verliebt, bin aber auf keine Gegenliebe gestoßen, und die geliebte Person war zufällig die, der ich auch am meisten vertraute, sonst hatte ich niemanden, den ich wirklich meinen Freund nennen konnte.
Es war sehr schwierig, mit dieser Person über sie selbst zu reden, all meine Gedanken und Ängste über sie ihr selbst zu sagen.
Ich wollte nicht weg von ihr, weil sie meine einzige vertraute Person war, und gleichzeitig habe ich es in ihrer Nähe kaum ausgehalten, besonders wenn ihre Freunde dabei waren.
"Wenn du nicht wärst, wäre ich nicht mehr hier, noch nicht da, wär allein" - ohne sie geht es nicht.
"Lass meine Hand und vergiss mich" - sie musste es schaffen, mich wegzulassen, obwohl sie weiß, dass es mir dann noch schlechter geht.
Auf die Dauer konnte es so aber nicht weitergehen.
Sie hat eigentlich alles Leid verursacht, und gleichzeitig versucht zu bekämpfen. Das ist ne verzwickte Situation.
Deshalb verstehe ich auch den Text so:
Ein Hilfeschrei und gleichzeitig die Bitte, zu "gehen", weil man es selbst nicht schafft.
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Beitragvon Sophie » Di Mai 22, 2007 12:05

@ sefie

Ja, es liest jemand. *nachdenklich-guck*


@ joza

Ich glaube wir beide haben uns schon einst in der WG darüber unterhalten (weißt Du das noch?). Ich hatte mich seitdem immer gefragt, was daraus wohl geworden ist. *nochmal-nachdenklich-guck*


Ich habe die Erfahrung gemacht, daß in bestimmten Situationen einfach irgendwann der Punkt kommen kann, an dem man den anderen "gehenlassen" (oder "wegschicken") muß, weil er einem eigentlich nur noch schadet. Gerade was das Helfen angeht. Es ist noch gar nicht so lange her, daß ich jemanden "im Stich" lassen mußte, weil ich einfach feststellte, daß ich nur noch unter ihm leide. Der Kontakt ist nicht ganz tot, wir kennen uns noch sehr gut und haben uns noch immer gern. Doch ich werde nie wieder in der Lage sein (wollen), mich ihm ernsthaft zu nähern. Weil ich Angst habe, daß ich wieder genauso viel Last (Schmerz) mit mir herumtragen muß wie vorher. Wenn man versucht, jemandem, dem es erntshaft schlecht geht, zu helfen und feststellt, daß er einen trotzdem "haßt" (weil er Angst hat vor einer Veränderung, vor Hilfe, vor Gefühlen, weil er sich schwach und verletzlich fühlt und einen für aufkommenden Schmerz verantwortlich zu machen versucht, weil man selbst nur bedingt viel Kraft hat und auch mal erschöpft ODER weil man ihm nicht das geben kann, was er sich wirklich wünscht < so viel zu jozas Geschichte - ich war in der anderen Position - und deshalb schnell verletzt ist...... ich glaub, da gibt es tausende Gründe), dann tut das nur noch weh. Beiden. Ich habe inzwischen auch die Auffassung, daß man ihn deshalb eigentlich noch lange nicht im Stich läßt. Man ist ja trotz alledem was war und ist nicht für ihn verantwortlich. Und wenn er einen immer wieder abweist und sich so verhält, daß man es selbst nicht mehr erträgt (das gibt es ja auch umgekehrt - daß er sich zu sehr festhält), dann halte ich es für mich meist für gesünder, zu gehen, bevor ich selbst daran zerbrechen muß.
Naja...... *denk-nach*


Danke für die Gedanken (Eure) :)
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Beitragvon Joza » Di Mai 22, 2007 13:57

@ Sophie: Ja, das in der WG war das selbe, da wars aber auch schon vorbei, eigentlich.
Verlegen wir das lieber auf die PMs.
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