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Geschichten [keine weißen ;) ]

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Beitragvon When is Lunch? » So Aug 03, 2008 19:39

Hier ist mal ein Thread für Geschichten von euch, die man nicht in "weiße Geschichten" findet.
Ich würde auch gern Zeugs von euch lesen das vielleicht nichts mit einem Instanz-song zu tun hat.


:P
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Beitragvon LeviathanX » So Aug 03, 2008 20:48

schöne Idee :)

ich schreib allerdings nur auf Englisch und das will sich sicher keiner antun :lol:
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Beitragvon When is Lunch? » So Aug 03, 2008 21:05

Also eigentlich schon :D

Hmm ich hab was geschrieben, was nicht direkt was mit der Instanz zu tun hat eigentlich hab ich erst hinterher n bissl verändert (weils eig ins Buch sollte, hab dann aber bemerkt das es zu spät ist :roll: )

Hier die "Urform"


Misery Story

(später abgeändert in Morgenrot =/ )

Noch liegt die Welt dunkel da
Kein Mond, kein Stern erhellt die Nacht

Als ich mir das Leben nahm, hatte ich noch keine Ahnung was mit mir geschehen würde nach meinem Tode. Es ist kein leichtes Los, wirklich nicht. Das Leben genauso wenig wie der Tod. Diese beiden schrecklichsten Erfahrungen gemacht zu haben erleitchert mir meine weitere Existenz. Ich bin Geschichtenerzähler, Spielmann, Dichter, was immer ihr wollt. Nach euren Maßstäben wäre ich eine Art Geist oder Dämon, aber ich muss gestehen, dass die Maßstäbe der Lebenden wie der Toten nur traurige, ziemlich unterentwickelte Maßstäbe sind. Ich nehme sie nicht mehr wirklich für ernst, diese Welt. Ich stehe über ihr. Zumindest über jenen die das "Denken" erlernten.

Ich lernte viele Dinge, nach meinem Tod, nur schade das meine Materie mir noch immer nicht erlaubt ein Instrument zu spielen. Dafür ist meine Stimme ein wahrer Traum. Wirklich! Ich prahle nicht, kein Stück, schon wieder so ein Fehler der denkenden Masse, sagt bloß mit keinem Wort, dass ihr in irgendeiner Tätigkeit gut seit, das fällt schließlich unter "Angeberei". Haltet also weiterhin möglichst wenig von euch selbst, damit ihr beliebt seit, ihr seid dann ja keine "Angeber" mehr. Welch unübertreffbare Logik -nichtmal ich, eines der absoluten Kreaturen dieser Erde kann ihr folgen.

Dichten tue ich selten, wenn erzähle ich vom Tod, wie er ist, wie viel einfacher doch als das Leben -oder ich erzähle von der Existenz in der ich mich momentan befinde, ein Punkt auf der Zeitleiste in dem alles zugleich an Bedeutung verliert und gewinnt. Nie zuvor war mir so klar wie sehr diese Welt zu leiden hat, denn in der "Existenz" höre ich sie schreien wie ein sterbendes Tier. Ganz anders als die Geschöpfe die ihr das antun.Ich sage ganz bewusst nicht Mensch. "Mensch" ist so ein abstufendes Wort und ich will nicht behaupten das jeder Homo Sapien ein "Mensch" ist. Einige bringen es wirklich fertig zu denken, einige, aber nicht viele. Ich denke es ist nur allzu verständlich dass ich diese Geschöpfe lieber nicht als Mensch bezeichnen möchte... ich beleidige ungerne.

Interessiert euch tatsächlich, was ich für Geschichten zu erzählen habe? Wollt ihr hören, wie grässlich, die Schreie der Erde in meinen Ohren Tag für Tag widerklingen? So tretet näher und lauscht meiner Geschichte... eine Dunkle Geschichte voller Abgründe, Verrat und Lügen... erzählen werde ich es euch in der Märchenform, nur ganz ohne "es war einmal" und "und sie lebten glücklich und zufrieden", denn es ist ein schlechtes Märchen, ein dunkles Märchen ohne Happy End. Es wird nicht einmal Sieger geben... aber nun rennt davon, so schnell ihr könnt. Oder bleibet bis zum Ende...
Such a BadFairytale... such a bad lie...

Vor einigen Jahrzehnten. Oder waren es doch schon jahrhunderte? Die Zeit verliert zunehmend an Bedeutung, wenn man schon einmal gestorben ist. .
Die Welt begann sich nach den Vorstellungen der Menschen zu formen. Berge aus Metall, erhoben sich nackt aus der Erde und fraßen die Bäume auf wie hungrige Tiere ihre Beute.
Das war die Zeit in der ich noch lebte, in der ich mit großen Augen und Begeisterung dabei zusah, wie die Zerstörung langsam fortgesetzt wurde. Gott, wie naiv ich war. Damals war mir nicht klar, dass Menschen einfach nicht dazu geschaffen waren zu wissen, wann man stoppen sollte.
Ich fand es damals schon sehr suspekt, wenn ich sah wie immer mehr Waffen gebaut wurden, einem Tier war es schließlich egal, ob es von einem Speer oder einer Armbrust getötet war, es machte für mich keinen wirklichen unterschied. Bis ich begriff dass jene grässlichen Werkzeuge keinesfalls für Tiere bestimmt waren sondern für die Menschen selbst. In dem Moment wurde mir klar zu was für einer dummen Gattung ich da mein ganzes Leben lang bewundernd aufgeschaut habe.
Eigentlich fängt unsere Geschichte hier erst richtig an.
Ich begann also verzweifelt, nach einem Menschen zu suchen, der all diesem Zerstörungswahn nicht zustimmte, jemandem, der verstand, was hier in der Welt geschah, doch nirgendwo schien ich jemanden zu finden. Der tapfere Prinz in mir schrumpfte immer weiter zusammen, verlor die Hoffnung, dass er jemals irgendjemanden finden würde.
Die Welt war schlecht, die Menschheit unvollkommen. Zumindest nur noch ein stummer Fakt, der in meinem Kopf als Echo weiter widerhallte. Ich verspürte einfach keine Lust mehr am Leben selbst, konnte es nicht mehr mit ansehen, wie die "denkenden" Zweibeiner die Prinzessin zerstörten, für die ich geboren war. Sie zu retten schien unmöglich, denn niemand hörte auf mich, warum auch, schließlich war ich nur eines jener niederen Geschöpfe, denen zuzuhören sich offensichtlich nicht lohnte.
Als ich Sel schließlich traf war es schon zu spät, ich war nicht mehr lebendig -tod ist hier das falsche Wort und es hat wirklich lange gedauert bis sie begriff, was ich damit meinte. Ich befand mich in jener zeitlosen Existenz in der ich bis heute bestehe, ah, ich wünschte ich lebte noch einmal, noch ein einziges mal, wäre noch ein einziges mal so schrecklich naiv und blind wie ich es damals war nur um sie zu umarmen.


Es war merkwürdig... der Tag an dem ich sie traf. Sie stand auf einem Grab, die Hände zu Fäusten geballt, eine Träne lief ihre Wange hinunter und glitzerte im Licht der aufgehenden Sonne.
In diesem Moment hatte Sel den Kopf gehoben und in die Sonne gestarrt ohne zu blinzeln, den Mund zu einem tonlosem Schrei geöffnet. Faszinierend war dieser Anblick, das könnt ihr mir glauben, wennauch ungleich sinnloser als alles was ich je von einem Menschen gesehen hatte. Doch Sel bezeichne ich schon nicht mehr als Mensch, dafür hasst sie ihre eigene Rasse einfach zu sehr.
Es sah aus als würde sie den toten,feuchten Boden meinen,doch sie redete mit mirsie beschreib, wie die Erde vor Schmerzen aufheulte, wenn sich wieder ein Metallener Pfeiler in sie rammte. Das Geräusch ist nicht jenes primitive Geheule, dass die Menschen von sich zu geben pflegen, man kann es auch nicht wirklich hören, aber in der Existenz spürt man einfach wie irgendetwas in dir zerreißt. Zumindest war das bei mir so, ich habe nie einen anderen getroffen mit dem ich mich hätte unterhalten können. Ich frage mich wo sie alle sind. Frage mich, wie man dieser Existenz entfliehen kann, bisher fand ich noch keinen wirklichen Weg.
Sel war auch eine der einzigen, die mich zumindest teilweise trösten konnte. "Ach Fayro..." seufzte sie dann immer .
Mir steigen immer Tränen in die Augen, wenn ich die Bauarbeiten, die sie durchführen betrachte. Jahrelang habe ich gedacht, Monster wären böse Kreaturen die aus meinem Schrank klettern und mich zerschmettern wollen, jahrelang ... während ich lebte. Heute wünschte ich ich wäre noch ein einziges Mal Kind, würde noch ein einziges mal denken können, das "Monster" nur in den Köpfen existieren. Doch heute weiß ich dass dem nicht so ist, und jedesmal wenn ich spüre, wie die Erde sich vor schmerzen aufbäumt und Fluten, Waldbrände und andere Naturkatastrophen auf die Menschheit loslässt, wenn ich spüre wie in mir irgendein kostbarer Teil zusammen mit der Erde zerbricht werde ich daran erinnert, das dem nicht so ist.



Sel hat mir ein wenig geholfen... sie versteht mich.
Und weiter tickt die Zeit... wohin wird es noch führen?
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Beitragvon LeviathanX » So Aug 03, 2008 21:38

na ok, ich verlink dir PM später (morgen) ein PDF
ich mag sowas nicht öffentlich präsentieren :lol:

mer können's aber im topic diskutiere, auch wenn es keiner rallen wird :lol:
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Beitragvon When is Lunch? » So Aug 03, 2008 21:42

Alles klar :)

*edit*

Ich finds sehr gut, dass du auf Englisch geschrieben hast, die Wortwahl ist klasse, das hätte man auf Deutsch nicht hinbekommen. Die Worte hätten nicht den Ausdruck gehabt, den sie haben sollten. (Klingt komisch, aber vielleicht weißt du was ich meine)
Ich will in Geschichten die ich schreibe auch oft englische Sätze mit einbauen, weil ich nicht weiß wie ichs aus Deutsch schreiben könnte (Dabei ist mein englisch nur ein mittelmäßiges "Schüler-Englisch")

Zuerst hab ich den Titel "A cats tale" gar nicht gesehen und einfach drauf los gelesen. Ich dachte es würde um einen Menschen gehen, später war aber klar, das es ne Katze ist. Der Anfang und der Mittelteil sind super, auch das mit den Rosen find ich sehr gelungen. Ich als ungeduldiger Leser hab mich gefragt "Warum ist Er/sie/es weggelaufen?" Find ich aber gut, dass das erst recht spät klar wird.
Im nachhinein ist das Ende auch gut, aber als ichs zum ersten Mal gelesen hab, mocht ich das Ende gar nicht, wahrscheinlich einfach zu überraschend und kurz.

Also wie du schon erwähnt hattes, nicht perfekt, aber auf jeden Fall macht es Spaß sie zu lesen :)
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Beitragvon Benco » Mo Aug 04, 2008 16:31

Oh, ein Literaturthread - da muss ich auch posten :D

Ich schreibe schon längere Zeit hin und wieder Geschichten. Eine meiner letzten kann man etwa hier lesen:
http://www.leselupe.de/lw/showthread.php?postid=442267.

Über Kommentare würde ich mich freuen.

@ Messiah: Ich studiere zweisprachig, deine englische Geschichte würde ich wirklich gerne lesen.
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Beitragvon LeviathanX » Mo Aug 04, 2008 16:43

@Benco: hast PM ;) Die Meinung von jemanden der Englisch studiert interessiert mich sehr. Meine englischsprachigen Freundschaften jedenfalls meinen man würde nicht denken ich wäre ein Deutscher ...Aber ich bekomm davon kein Höhenflug, ich versuch mich immer weiter zu perfektionieren in den Sprachen...

@WiL

Vielen Dank :oops:
Hätte jetzt wirklich nicth gedacht, dass die so gut ankommt.
Also die Wortwahl, das is auch der Grund warum ich auf Englisch schreibe: ich persönlich kann mich damit viel besser entfalten. Ich beherrsche Deutsch auch sehr gut, aber lustiger Weise fehlen mir da immer die passenden Worte :lol:
Die Länge der Geschichte, nun ja ich wollte es nicht unnötig in die Länge ziehen, um die Stimmung nicht zu zerstören. Ich finde weniger ist meist mehr.
Ich finde es schonmal gut bei dir den Effekt erzielt zu haben, den ich mir auch vorgestellt habe. Ich wollte etwas erschaffen, dass den Leser davon abhält es gleich wegzulegen, aber auch gleichzeitig eine tiefgreifende Atmosphäre schaffen..

Schön :) Ach wenn gewünscht, kann ich noch zu einer anderen Geschichte verweisen, welche ich als Beitrag für die Weißen Geschichten geleistet habe (aber nicht genommen wurde (net schlimm)); ist auch auf Englisch.
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Beitragvon Benco » Mo Aug 04, 2008 17:05

Okay, ich habe zuerst auf die PM geantwortet, bevor ich das hier gelesen habe. Trotzdem auch hier mein Kommentar zu Messiah’s Geschichte:

Mir hat sie wirklich gut gefallen, er könnte sie ruhig hier öffentlich posten.

Zum Englisch: Da gab es aus meiner Sicht nichts auszusetzen. Meiner Meinung nach hat sich ein wirklich schöner Wortfluss ergeben, da hat es mich nicht einmal sonderlich gestört, dass es keinen einzigen Absatz gab :)

Um das ganze vielleicht noch auf ein höheres Level zu heben könnte man noch mit ein paar exotischeren Vokabeln arbeiten, aber da bin ich selbst eine schlechte Ansprechperson. Als Wirtschaftsstudent kann ich höchstens mit Marketing-Bla bla aufwarten :wink:
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Beitragvon When is Lunch? » Mo Aug 04, 2008 21:09

@MoD
lustiger Weise fehlen mir da immer die passenden Worte

Genau das mein ich!

Ich würd gern mehr lesen 8)
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Beitragvon LeviathanX » Mo Aug 04, 2008 21:24

@Benco
Freut mich, dass trotz Absatzlosigkeit ein guter Fluss war :) Hm, exotische Vokabeln kenn ich genug, setze sie aber wirklich nur ein wenn ich denke das passt wirklich... Vielleicht guck ich nochmal drüber - mach ich öfters mal..


Vielen Dank für eure ganzen Komplimente :oops: Da bekommt man echt mal das Gefühl, man kann mal was richtig gut :o

Ich werde eure Geschichten definitiv auch noch lesen !

Habt übrigens jetzt den Link zur zweiten Geschichte gesendet bekommen :)

Mehr hab ich leider nur auf Papier und nicht digital.. Das andere wo ich gerade dran bin wird noch eine ganze Weile dauern, ich hab mir mindestens 100 Seiten vorgenommen :shock:
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Beitragvon When is Lunch? » Mo Aug 04, 2008 21:41

Zur 2. Geschichte:

Irgendwie gefällt sie mir nicht so wie die erste, was nicht heißt, dass sie schlecht ist. Liegt wohl am "Thema". Aus der Sicht eines Tieres zu schreiben ist mal was anderes :)
Aaaaaber, schreib noch ganz viel, ich wills lesen :D
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Beitragvon Tinuviel » Di Aug 05, 2008 00:12

ich stell das mal einfach frei schnauze hier rein ^^"

----------------------------------------------------

Ankunft

Am Horizont tauchte, recht schnell, wie es sich bei einem Dampfschiff versteht, das Land auf, wie eine Schildkröte, deren unebener und nahezu zerklüfteter Panzer aus dem blauen, spiegelglatten See emporstieg und sich so zu einem kleinen Felsen erhob.
Der Kragen der Uniform glatterte ein wenig im Wind; das Schiffchen, welches ein wenig schräg auf dem Kopf saß, blieb jedoch trotz des Windes an seinem vorbestimmten Platz. Er trug nicht die typische Matrosenuniform, bei weitem nicht. das einzige was ihn als einen Matrosen hätte auszeichnen können war eben dieses Schiffchen, von schwarzer Farbe (was widerum unüblich war, denn gewöhnlich waren sie dunkelblau, wie das aufgewühlte Meer im Sturm, ebenso wie die Uniform der Matrosen) und aus festem, schwarzem Baumwollstoff.
Als er sich mit der Hand durch das Gesicht wischte, bildete sich auf seiner, nur leicht gebräunten, Haut ein dunklegrauer bis schwarzer Streifen, der sich über eine Wange zog. Ein Gemisch aus Ruß, Kohlenstaub und dem normalen Staub, welcher sich während ihrer Landgänge im Maschinenraum gesammelt hatte; das alles lagerte sich nun auf seiner haut ab, hinterließ Spuren. Spuren seiner Arbeit, der Arbeit fernab des Lichtes desTages, welches nicht einmal durch ein kleines Bullauge den Weg in den Schiffsbauch fand, zwischen alle jene Maschinen. Mindestens 8 Stunden am Tag hatte er im Maschinenraum gestanden, im künstlichen Licht der Lampe, nur in Gesellschaft einer Maus, die gelegentlich vorbeihuschte oder auch kurz innehielt und ihn bei seiner Arbeit begutachtete. Vermutlich hielt sie ihn einfach für ein großes Tier, vielleicht ein Raubtier, doch er warf ihr gelegentlich ein Stück Obst, welches er auf seinem landgang erworben hatte,hin, welches sie schnell mopste und damit in den Weiten des Maschinenraums, zwischen all den Rohren, verschwand, während er weiter arbeitete. Meistens hatte er sein Schiffchen abgenommen, um es nicht zu verlieren oder verdrecken, und er hatte auch stets darauf gewartet, dass sie sich irgendwann ein Nest darin baute; eigentlich war es wider der Schiffsordnung, die Uniform (ausser auf Befehl) nicht komplett zu tragen, doch war er nie getadelt worden, da er jenes Schiffchen sobald er auf Deck war trug. Es hatte ihm nur ein Mal Ärger bereitet, als ein junger Spund, welcher noch recht neu an Bord war, ihn für einen blinden Passagier gehalten hatte und von Bord werfen wollte, um alls den Ruhm einzustreichen - immerhin wurde soetwas reich belohnt und hoch angesehen. Die Kameraden hatten ihn gerade noch eben aufhalten können, und genau dieser Vorfall war es auch, der dazu geführt hatte, dass er eine dunkle Uniform, ein wenig an die der Matrosen angelehnt, erhalten hatte. Natürlich ohne den typischen Kragen, denn das wäre zu gefährlich, wenn er an den Maschinen arbeitete, immerhin hätte er sich verhedddern und, als Folge dessen, strangulieren können. Er trug jedoch die typischen Streifen auf Ärmelbündchen und Hosensaum, damit man ihn eindeutig als Teil der Besatzung erkennen und identifizieren konnte.
Das Land war fast greifbar. Er lächelte leicht, ein wenig glücklich. Diese Erinnerungen stimmten ihn glücklich, so glücklich, dass er sich immer wieder gerne daran erinnerte, selbst an die negativen Vorfälle; meistens holten ihn diese Erinnerungen kurz vor dem Heimathafen ein, wen sie ihrer Heimat immer näher kamen und jedem langsam klar wurde, dass sie sich nach dem letzten Appell für einige Zeit trennen und für eben diesen Zeitraum ein Leben jenseits der azurblauen Wellen des Meeres führen würden. Sie alle empfanden dabei eine Mischung aus Glück und Trauer, wieder bei Familie und Freunden zu sein, die fernab der Seefahrt lebten und nur durch ihren Verwandten oder Freund irgendwie mit ihr in Berührung kamen.
Der Appell folgte, und die Matrosen stellten sich in einer Reihe auf, wie gewohnt. Er stellte sich dazu, gewohnter Weise, und so lauschten die den vorerst letzten Worten ihres Kommandanten, der ihre Arbeit lobte, während ihre Krägen im Wind flatterten.
In jenem Moment war ihnen allen eines klar: Sie waren angekommen in der Heimat, wieder zu Hause. Am Kai standen ihre Familien, voll freudiger Erwartung, ihre Seefahrer wieder in die Arme schließen zu können.
Er nahm, wie die anderen, seinen Seesack auf die Schultern und ging dann langsam mit ihnen von Bord. Sie hatten verabredet, sich heute Abend noch in ihrer Stammkneipe zu treffen, um mit anderen ihrer Sorte Erfahrungen und Erzählungen austauschen zu können, doch vorerst zählten ihre Familien.
Als er den ersten Fuß aufs Land setzte und seine kleine Tochter sah, wie sie auf ihn zurannte um ihn endlich wieder in die Arme zu schließen, vergrößerte sich das Lächeln auf seinem Gesicht. Seine Frau beobachtete die beiden aus einiger Entfernung, ebenfalls glücklich.
Und als seine kleine Tochter sich das, für ihren Kopf eindeutig zu große, Schiffchen auf die blonden Locken setzte und sich mit einem fröhlichen Lachen in seine Arme und somit gegen seine Brust warf, wusste er, dass er wirklich zu Hause war.... bis er die See erneut vermisste.

---------------------------------

so.. :) kommentare zu den anderen geschichten kommen später... ^___^
gutes nächtle
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Beitragvon Rabenfeder » Di Aug 05, 2008 10:32

Sehr schöne Geschichten die ihr hier schreibt!
Ich hatte selbst sogar mal 12 Kapitel eines Buches fertig (164 Seiten) bevor die Festplatte gekrascht ist und der Computerspezialist der die herstellen sollte stattdessen die Sicherheitskopie auch gelöscht hat :x


Aber wenn einige von euch schreiben, meine Zeitung macht gerade einen Geschichtenwettbewerb:

http://www.jalicano.de/magazin/pages/au ... ssaden.php

Und ich sitzt mit in der Jury *hrhr* :lol:
Ne, also wir freuen uns wenn talentierte Schreiber mitmachen. Gibt tolle Bücher zu gewinnen.
Jeder hört ihn wie er lacht,
schreit und sich bemerkbar macht.
Überall verrät mein Rabe,
das ich einen Vogel habe.
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Beitragvon Benco » Di Aug 05, 2008 13:35

Zu Meassiah’s zweiten Geschichte:

Thema und Handlung gefallen mir besser als bei der ersten Geschichte, aber sie liest sich nicht so rund wie die andere. Ich glaube, das größte Problem liegt in der Dauer den einzelnen Szenen. Manche Teile sind zu knapp gehalten, die könntest gerade du noch sehr schön ausschmücken und besser ausformulieren. Im Gegensatz zur ersten Geschichte wurden mehrere Tage, am Schluss sogar Jahre auf eine Seite gepresst. Bei der ersten waren es Minuten, vielleicht Stunden. Dadurch ist in der ersten Geschichte natürlich alles viel intensiver. Zumindest ein paar Schlüsselszenen solltest du in der zweiten Geschichte auch den Raum dafür geben.

Zur Geschichte von WiL:

Diese Geschichte gefällt mir auch sehr gut. Das ist eine wirklich interessante Idee und schön umgesetzt. Ich würde noch manchen Formulierungen überarbeiten. Als Ganzes wirkt es noch unrund, nicht wie aus einem Guss. Wenn ich die Geschichte lese, klingt der Erzähler in meinem geistigen Ohr mit jedem Absatz anders.
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Beitragvon When is Lunch? » Di Aug 05, 2008 17:14

@Benco

Danke, das mit den Absätzen kommt wahrscheinlich, weil ich mehrere Tage dran geschrieben habe.
Werds nochmal überarbeiten :)
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